DWD warnt gezielter über Hitzegefahren

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Ab Juni 2017 wird der DWD besonders betroffene Städter, ältere und erkrankte Menschen gezielt über Hitzegefahren informieren. Bisher wurde nur pauschal vor Risiken durch übermäßige Hitze in einzelnen Landkreisen gewarnt

Anstieg Jahresmitteltemperatur Deutschland 1881 – 2100 (Grafik: DWD)

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) justiert sein 2005 bundesweit eingeführtes Hitzewarnsystem neu. Ab 1. Juni 2017 wird der DWD besonders betroffene Städter, ältere und erkrankte Menschen gezielt über Hitzegefahren informieren. Bisher wurde nur pauschal vor Risiken durch übermäßige Hitze in einzelnen Landkreisen gewarnt. „Ein Hitzewarnsystem kann durch die rechtzeitige Warnung der Bevölkerung, die gezielte Einbindung des Gesundheitswesens und vertiefte Nachbarschaftshilfe dazu beitragen, die negativen Folgen des Klimawandels abzumildern und Leben zu retten“, betont Dr. Paul Becker, Vizepräsident des DWD, bei der jährlichen Klima-Pressekonferenz des nationalen Wetterdienstes in Berlin.

Der DWD zitiert Statistiken des Rückversicherers Munich Re, denen zufolge im Zeitraum 1980 bis 2013 in Europa durch Wetterextreme rund 85.000 Menschen ums Leben kamen. Die meisten davon – etwa 75.000 – starben bei Hitzewellen. Becker: „Diese erschreckenden Zahlen zeigen: Übermäßige Hitze ist eine der größten Gefahren für das menschliche Leben – nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in Deutschland.“ So forderte die Hitzewelle im Sommer 2003 allein in Deutschland rund 8.000 zusätzliche Todesopfer.

Klimaforscher erwarten künftig mehr ‚Heiße Tage‘ und Hitzewellen

Besonders alarmierend sei, dass für Deutschland – mit regionalen Unterschieden – eine deutliche Zunahme der Zahl ‚Heißer Tage‘ mit einer Tageshöchsttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius (°C) erwartet werde. Im Extremfall könne sich deren Anzahl bis 2100 vervierfachen. Gleichzeitig dürfte die Gefahr von Hitzewellen ansteigen. Zwei weitere Faktoren tragen dazu bei, dass künftig die Bedeutung von Hitzewarnsystemen deutlich zunehmen wird. So hat das Statistische Bundesamt berechnet: Bis zum Jahr 2060 könnte der Anteil der über 80jährigen an der Gesamtbevölkerung von derzeit 5 auf dann 12 Prozent. Grundsätzlich steigen mit dem Alter die Gesundheitsrisiken durch Hitze. Der zweite Aspekt: Bereits 2011 lebten rund 75 Prozent der Deutschen in Städten. Nach Einschätzung der UNO wird sich die Verstädterung fortsetzen und damit ein wachsender Anteil der Bevölkerung von den bei Hitzewellen in Städten noch extremeren klimatischen Bedingungen betroffen sein.

„Wir brauchen eine neue Kultur des Umgangs mit Naturgefahren, die eigentlich eine ganz alte ist. Nachbarschaftshilfe muss wieder selbstverständlich werden.“

Der Erfolg eines Hitzewarnsystems hänge auch davon, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger frühzeitig vor Hitzegefahren zu warnen. Der DWD setzt deshalb auf mehrere Kommunikationswege. So werden direkt tausende von Pflegeheimen, Altenheimen und Krankenhäusern informiert. Zugleich versucht der DWD die Bevölkerung dort zu erreichen, wo sie sich informiert. Becker: „Wir bauen darauf, dass Medien unsere Warnungen weitergeben. Dies hat bisher gut funktioniert. Zugleich setzen wir auf Instrumente, mit denen wir die Bürger direkt erreichen können. Dazu gehören unsere Warn-Newsletter und Apps.“ Erstmals gebe es auch eine Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung von Baden-Württemberg. Das gemeinsame Ziel sei, dass Ärzte und Apotheker vom DWD umfassend informiert werden und somit die Beratung und Medikation ihrer Patienten und Kunden an die aktuelle Situation anpassen können. Schließlich kommt es darauf an, ältere Menschen nicht zu vergessen, die alleine wohnen und diese Informationswege kaum nutzen.

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