Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt: Schutz der Altstadt

2024_04

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Das Einsatzgebiet der FF Feldkirch-Stadt (Vorarlberg, Österreich) hat es in sich: eine historische Altstadt, verwinkelte Bauten und tägliche Verkehrsstaus. Der Kommandant hat auch beruflich mit Feuer zu tun: Er ist Brandermittler beim LKA.


Erschienen in: FEUERWEHR Ausgabe 5/2022

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Die rund 35.000 Einwohnende zählende Stadt Feldkirch im österreichischen Bundesland Vorarlberg ist das pulsierende Zentrum der Region südöstlich des Bodensees. Da sich hier viele Ämter und Institutionen finden, gilt sie als heimliche Hauptstadt Vorarlbergs. Für Besucherinnen und Besucher ist sie mit ihrer historischen Altstadt, Gastronomie und Handel ein beliebtes Ausflugsziel. Feldkirch ist Grenzstadt zum Fürstentum Liechtenstein und zum Kanton St. Gallen in der Schweiz und geografisch die westlichste Stadt der Alpenrepublik Österreich.

Für den Brandschutz stehen in Feldkirch sechs eigenständige Ortsfeuerwehren mit insgesamt rund 350 Einsatzkräften bereit. Jede Ortsfeuerwehr hat ihren eigenen Kommandanten und übernimmt neben dem Grundschutz in ihrem Bereich auch jeweils eine Sonderfunktion.

Ein Abschnittskommandant ist für die Bereiche Ausbildung und Organisation zuständig, er hat aber keine übergeordnete Funktion bei Einsätzen.

Brandschutz im Stadtkern

Großbrand: Im März 2018 forderte ein weithin sichtbarer Brand in der Altstadt das Können der
Feuerwehrkräfte. Foto: Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt

Hier liegt das Kommando beim jeweiligen Kommandanten der Ortsfeuerwehr. Die größte Ortsfeuerwehr Feldkirchs ist mit 100 bis 140 Einsätzen jährlich die Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt, deren Einsatzgebiet die historische Altstadt, nördlich angrenzende Stadtgebiete und den Hauptbahnhof umfasst. „In diesem Gebiet wohnen zwar nur rund 4.500 Menschen, aber hier finden sich viele relevante Objekte. Unter anderem der Bahnhof, Bildungseinrichtungen, Hotels, Restaurants, Tiefgaragen und Einkaufszentren“ erklärt Kommandant Andreas Weiß.

Die Schönheit der an historischen Bauten reichen Altstadt ist für die Feuerwehr in mehrerlei Hinsicht eine besondere Herausforderung. „Die historischen Bauten haben eine relativ hohe Brandlast und sind vielfach baulich miteinander verbunden. Zudem ist das Leben in der Altstadt sehr attraktiv und entsprechend teuer. Familien können sich das kaum leisten und ziehen meist in umliegende Wohngebiete. Entsprechend wohnen viele unserer Mitglieder nicht im Einsatzgebiet, sondern in anderen Teilen Feldkirchs“, so Andreas Weiß.

Derzeit finden sich in den Reihen der Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt 80 Mitglieder, davon 60 in der Einsatzabteilung, zehn in der Jugendfeuerwehr und zehn in der Altersmannschaft. Hauptamtliche Kräfte gibt es in keiner der Ortsfeuerwehren, auch wenn die Führung dies aufgrund der steigenden Anforderungen und der Belastung für das Ehrenamt perspektivisch begrüßen würde.

Einsatz in der Altstadt

Welche potenziellen Gefahren in der Altstadt lauern, wurde Feuerwehr, Politik und Bevölkerung am 16. März 2018 schmerzlich vor Augen geführt. Um 5.07 Uhr wurden die Ortsfeuerwehren Feldkirch und Tosters zu einem Dachstuhlbrand im Bereich Hirschgraben/Churer Tor alarmiert. Die Einsatzstelle befand sich rund 500 m vom Feuerwehrhaus entfernt am westlichen Rand der Altstadt. Aufgrund des fortgeschrittenen Brandes beim Eintreffen des ersten Feuerwehrfahrzeugs wurden umgehend die Feuerwehren Tisis, Nofels, Gisingen und Altenstadt nachalarmiert und ein umfassender Löschangriff wurde gestartet.

Eine besondere Herausforderung war, dass die Gebäude in der Altstadt baulich direkt aneinanderangrenzen und zumeist miteinander verbunden sind, etwa durch kleinere Öffnungen. Daher wurden auch die Feuerwehren Hohenems und Götzis mit ihren Hubrettungsfahrzeugen nachgefordert, ebenso die Feuerwehr Mäders mit ihrem Atemschutzsammelplatzmodul. Trotz der Mobilisierung so vieler Feuerwehrangehöriger und des großen Engagements aller eingesetzten Kräfte konnte nicht verhindert werden, dass der Dachstuhl ausbrannte und die im Gebäude befindlichen Wohnungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ein großer Erfolg war allerdings, dass ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude verhindert wurde. Ohne das schnelle Eingreifen der Wehren hätte sich der Brand mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell ausgebreitet und Menschen in Gefahr gebracht.

„Inoffizielle
Hauptstadt“ der
Region: Die historische
Altstadt mit der
Schattenburg zieht
Besucher/-innen aus
nah und fern an. Foto: Urs Weber

Die Stadt Feldkirch

Die westlichste Gemeinde Österreichs ist ein wirtschaftliches, verwaltungstechnisches und kulturelles Zentrum in der Region Vorarlberg mit starkem Pendlerverkehr. Aufgrund der historischen Altstadt, der mittelalterlichen Schattenburg und eines attraktiven touristischen Angebots wird die Stadt auch gerne von Tagestouristen aus dem In- und Ausland angesteuert. Aufgrund der günstigeren Preise nutzen auch viele Liechtensteiner und Schweizer die Einkaufsmöglichkeiten im grenznahen Feldkirch.
Weitere Informationen: www.feldkirch.at

Sonderaufgaben

Auf jede der sechs Feldkircher Ortsfeuerwehren entfällt neben dem Grundschutz mindestens eine Sonderaufgabe. Im Falle von Feldkirch-Stadt sind dies die Drehleiter und die Technische Hilfeleistung. Hinzu kommen drei Langzeit Atemschutzgeräte, die im Feuerwehrhaus vorgehalten werden. Mit der Drehleiter ist die Ortsfeuerwehr nicht nur in ihrem eigenen Einsatzgebiet, sondern auch in weiten Teilen des Bezirks zuständig.Das Fahrzeug rückt also auch in die umliegenden Ortschaften aus. Stolz erinnert sich Weiß: „Zum Zeitpunkt der Beschaffung des jetzigen Fahrzeugs war dieses, mit Knick- Gelenk ausgestattet, ein echtes Highlight in unserem Bundesland. Heute zählt das ja schon zum Standard.“

Fahrzeuge

Gut ausgestattet: Der Fuhrpark der FF Feldkirch-Stadt vor dem
Gerätehaus, das sich südlich der historischen Altstadt befindet. Foto: Urs Weber

Der Fuhrpark der Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt umfasst neben zwei Anhängern für allgemeine Transportaufgaben sechs Einsatzfahrzeuge:

Kommandofahrzeug (KdoF)

Volkswagen Crafter mit Ausbau durch die Firma Walser aus dem Jahr 2011. Er wird zur Einsatzleitung, zum Mannschaftstransport und für die Jugendfeuerwehr genutzt. Dank einer abklappbaren Arbeitsfläche im Mannschaftsraum steht bei Bedarf Platz für die Abwicklung des Funkverkehrs bei größeren Einsätzen zur Verfügung. Eine rote Kennleuchte am Heck weist auf die Einsatzleitung hin. Ergänzend kann auf den größeren Einsatzleitwagen einer anderen Feldkircher Ortsfeuerwehr zurückgegriffen werden.

Tanklöschfahrzeug Allrad (TLF-A 2000)

Rosenbauer baute das TLF-A 2000 im Jahr 2002 auf einem Fahrgestell Mercedes-Benz Atego 1528 AF auf. Es bietet einer Besatzung von 1/8 Platz. Die 2.000 l Löschwasser können mit einer Pumpenleistung von 2.800 l/min zum Einsatz gebracht werden. Zusätzlich sind 80 l Schaummittel in Kanistern vorhanden. Zur Beladung zählt auch ein hydraulisches Kombi-Rettungsgerät für Technische Hilfeleistungen. Der dreiköpfige Atemschutztrupp kann sich bereits auf der Anfahrt ausrüsten.

Drehleiter (DLK 23-12 GL)

Magirus realisierte diese im Jahr 2000 auf Basis eines Mercedes-Benz Atego 1528. Das Hubrettungsfahrzeug hat aufgrund der baulichen Gegebenheiten im Altstadtbereich ein Knickgelenk im Leiterpark. Trotz ihres Alters ist die Drehleiter in sehr gutem Zustand.

Kleinlöschfahrzeug Container (KLF-C)

Alleskönner: Als Kleinlöschfahrzeug Container wird dieser Iveco geführt, der heckseitig
zwei Rollcontainer laden kann. Foto: Urs Weber

Als Chassis dient hier ein Iveco 70C17 4×2, der Aufbau erfolgte 2015 durch Magirus Lohr für eine Besatzung von 1/8. Das vierte Fahrzeug bei Brandeinsätzen verfügt nicht über einen eigenen Löschwassertank. Dafür transportiert das KLF-C zwei Rollcontainer, die über die heckseitige Ladebordwand leicht entnommen werden können. Hierdurch kann das Fahrzeug mit seiner brandschutztechnischen Grundbeladung nicht nur für Brandeinsätze, sondern variabel auch für weitere Einsatzoptionen wie etwa die Beseitigung von Unwetterschäden genutzt werden. „Unser wichtiger Alleskönner im Fuhrpark“, bringt es der Kommandant auf den Punkt. Allerdings fügt er auch hinzu, dass man aus heutiger Sicht lieber ein etwas größeres Fahrzeug beschafft hätte, das mehr als zwei Rollcontainer transportieren kann.

Rüstfahrzeug (RF)

Bereits 1992 baute Rosenbauer dieses auf Steyr 10 S 18 4×4 auf. Der typische Rüstwagen ist u. a. mit hydraulischem Rettungssatz, Lkw-Rettungsplattform, Seilwinde, Lichtmast und diversen weiteren Utensilien zur Technischen Hilfeleistung beladen. Eine Mannschaft von 1/8 findet darin Platz. Das älteste Fahrzeug im Fuhrpark der Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt soll in den nächsten Jahren ersetzt werden.

Feuerwehrhaus

Untergebracht ist die Feuerwehr in einem sachlichen Waschbeton-Bau südlich der Feldkirchener Altstadt. „Es passt“, umschreibt Andreas Weiß die aktuelle Gebäudesituation vorsichtig. Gemütlichkeit kommt beim Rundgang durch den Bau, der allen formalen Anforderungen der Feuerwehr entspricht, aber nicht auf: kühle Gänge, wenig Platz für Individualität.

Schwierige Lage

Zudem ist die Lage des Feuerwehrhauses nicht ideal. Die einzige Zu- und Abfahrt für das in zweiter Reihe nahe einer Hauptdurchgangsstraße liegende Gebäude ist eng, Kreuzungsverkehr zwischen an- und abrückenden Kräften ist unvermeidbar. Zudem rückt die Feuerwehr zwangsläufig zwischen zwei Häusern auf eine von täglichen Staus geplagte Hauptverkehrsstraße aus. „Wenn ich mit der Drehleiter in die Liechtensteiner Straße fahre, kann ich alleine aus baulichen Gründen nicht den Teil der Busspur völlig überblicken, in den der Korb hineinragt. Daher hätten wir sehr gerne ein Schild mit Warnleuchte, das bei einem Alarm aktiviert wird. Noch besser wäre natürlich eine Ampel, die wir im Einsatz steuern könnten. Leider wurde bislang beides abgelehnt. Als Argument wird angeführt, dass es auf diesem Abschnitt bereits viele Verkehrsschilder gibt“, so Weiß. Die Liechtensteiner Straße verbindet das südliche Stadtgebiet mit der Landesgrenze zum Fürstentum Liechtenstein.

Zwischen dieser und der Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt liegt geografisch noch die Ortsfeuerwehr Feldkirch-Tisis, die über drei Fahrzeuge verfügt. Ursprünglich sollten beide Ortsfeuerwehren zusammengelegt werden. Ein Gutachten der Unternehmensberatung Rinke bestätigte im Jahr 2008 jedoch die Notwendigkeit der Beibehaltung aller Ortsfeuerwehren im Stadtgebiet. Damit war das Thema vom Tisch.

Personalprobleme

Eine unveränderte Herausforderung ist der demografische Wandel. Gerade die Generation der 40- bis 50-Jährigen fehlt bei der Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt heute nahezu komplett. Und auch die Bereitschaft, Führungsfunktionen in der Feuerwehr zu übernehmen, nimmt immer mehr ab. Neben der Jugendfeuerwehr setzen die Vorarlberger daher auf Quereinsteiger. So zählt beispielsweise mittlerweile ein Arzt aus dem nahen Landeskrankenhaus, der über die dortige Betriebsfeuerwehr seine Leidenschaft für die Feuerwehr entdeckte, zu ihren Reihen.

Die Rollcontainer des KLF-C

Im KLF-C können bis zu zwei Rollcontainer mitgeführt werden. Die Wehr hält folgende RC vor:

Saugstellencontainer: Darauf sind alle Geräte für eine Saugstelle gelagert – Tragkraftspritze, Saugschläuche, Kupplungsschlüssel, Benzinkanister, Funkgerät, B-Schlauch und mehr.

Schlauchcontainer: Darauf sind über 16 B-Schläuche in Buchten gelegt, die auch während der Fahrt verlegt werden können. Weiterhin ist dort Zubehör wie Verteiler, Schlauchbrücken, Übergangsstücke und Kupplungsschlüssel gelagert.

Unwettereinsatz: Dieser RC verfügt u. a. über einen Stromerzeuger, einen
Wassersauger, zwei Tauchpumpen und Wasserschieber.

Leercontainer: Er steht als Gitterbox, optional mit wasserdichter Wanne, zur Verfügung.

Der Saugstellen- sowie der Schlauchcontainer sind in der Regel auf dem Fahrzeug verlastet, während die beiden anderen im Feuerwehrhaus bereitstehen.

Neue Bauprojekte

Flexibel: Im Gerätehaus
lagern mehrere Rollcontainer, die variabel
je nach Einsatzlage mit dem KLF-C transportiert werden können. Foto: Urs Weber

Dass der tagtägliche Stau in der Feldkircher Altstadt und am Feuerwehrhaus bald der Vergangenheit angehört, ist die Hoffnung vieler Vorarlberger. Hintergrund der schwierigen Verkehrssituation ist, dass der gesamte Lkw- und Pendelverkehr von und nach Liechtenstein das Zentrum Feldkirchs passiert, um auf das österreichische Autobahnnetz zu gelangen. Da sich im Norden des Fürstentums Liechtenstein unter anderem der Sitz des Unternehmens Hilti befindet, rollen tausende Fahrzeuge jeden Tag durch die Stadt.

Doch in den nächsten Jahren wird mit dem Stadttunnel ein so ehrgeiziges wie großes Verkehrsprojekt zwischen den österreichischen Gemeinden Feldkirch und Frastanz Abhilfe schaffen. Dabei sollen vier Tunnelarme gebaut werden, die sich an einem unterirdischen Kreisverkehr treffen. Das Projekt wird aus diesem Grund landläufig auch als „Feldkircher Tunnelspinne“ bezeichnet. Rund 4 km lang sollen die Tunnelarme werden, der unterirdische Kreisverkehr wird einen Durchmesser von 72 m haben. „Das wird auch für uns eine spannende Sache. So ein Tunnelprojekt mit vier Ein- bzw. Ausfahrten ist neu. Normal würde man sagen, dass man zwei Tunnelportale hat und als Feuerwehr dort einfährt, wo es nicht raucht. Wie wird das bei unserer Tunnelspinne sein? Raucht es dann im schlechtesten Fall aus vier Portalen?“, fragt sich Kommandant Weiß.

Wie das Brandbekämpfungs-Konzept aussehen wird, ist derzeit noch offen und wird Bestandteil künftiger Planungen sein. In jedem Fall werden sicherlich mehrere Feuerwehren direkt involviert sein. Das Portal Altstadt wird unweit des Standorts der Feuerwehr Feldkirch-Stadt gebaut, ebenso wird es Portale in Feldkirch-Tisis und Feldkirch- Tosters geben. Hinzu kommt ein Portal in der Nachbargemeinde Frastanz. Mitte des Jahrzehnts soll das Projekt, wenn alles wie geplant läuft, realisiert sein. Die Feldkircher Altstadt kann dann großräumig südlich umfahren werden und Staus werden hoffentlich der Vergangenheit angehören. Dann wird sich auch die Feuerwehr Feldkirch-Stadt konzeptionell und technisch auf die neue Herausforderung eingestellt haben. So soll die Ersatzbeschaffung für das in die Jahre gekommene Rüstfahrzeug erst angegangen werden, wenn weitere Leitlinien für das Gesamtkonzept aus Feuerwehr-Sicht stehen. „Bislang sind wir von den Fahrzeugen ja noch recht traditionell aufgestellt“, sagt Andreas Weiß. Ein speziell auf den Tunnel ausgerichtetes Rüstlöschfahrzeug für Feldkirch-Stadt? „Könnte schon sein“, sagt der Kommandant und lächelt.

Für ihn bestimmt das Feuer Ehrenamt und Beruf zugleich

Andreas Weiß: Er ist Kommandant
der Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt
und Brandermittler beim LKA. Foto: Privat

Andreas Weiß, Kommandant der Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt und Brandermittler beim Landeskriminalamt Vorarlberg, über das Zusammenspiel von Feuerwehr und Brandermittlung.

FEUERWEHR: Herr Weiß, im Hauptberuf arbeiten Sie beim LKA als Brandermittler. Wie kamen Sie zu dieser Stelle und was haben Sie fachlich mitbringen müssen?

Weiß: Nach der Grundausbildung in der Polizeischule im Jahr 2008 war ich sechs Jahre lang in Bregenz im Streifendienst tätig. Im Zuge von Brandeinsätzen bei der Feuerwehr und als Polizeibeamter kam ich mit den jetzigen Kollegen der Brandgruppe beim LKA Vorarlberg in Kontakt, was mein Interesse für diesen Bereich weckte. Nach einer Fortbildung zum dienstführenden Beamten wechselte ich 2014 in das LKA und 2018 zur Brandermittlung. Neben Spezialausbildungen beim BK in Wien spielt Erfahrung im Bereich der Brandermittlung eine große Rolle. Man lernt bei jedem Fall dazu.

FEUERWEHR: Wann kommen Sie und Ihre Kollegen zum Einsatz?

Weiß: Grundsätzlich ermitteln wir nach Großbränden und Explosionen oder Bränden mit Todesfällen oder Schwerverletzten. Jedoch unterstützen wir auch die Polizeiinspektionen bei Bränden aller Art mit Rat und Tat.

FEUERWEHR: Wie sieht ein typischer Tag als Brandermittler aus?

Weiß: Den typischen Tag gibt es so nicht, da es sich wie auch bei der Feuerwehr um Adhoc- Amtshandlungen handelt. Im Anlassfall rücken wir aus und ermitteln, in der Zwischenzeit arbeiten wir auf und schreiben unsere Stellungnahmen und Berichte für die Staatsanwaltschaft und Behörden. Daneben führen wir auch Schulungen innerhalb der Polizei oder für Führungskräfte der Feuerwehr durch. Selbstverständlich bilden auch wir selbst uns laufend weiter.

FEUERWEHR: Wenn Sie am Einsatzort eintreffen, ist die Feuerwehr bereits vor Ort. Wie wichtig sind die Feuerwehrkräfte für Ihre Arbeit und wie können diese Sie unterstützen?

Weiß: Sehr wichtig. Einerseits sind die Feuerwehrkräfte oft wichtige Auskunftspersonen. Sie sind zeitnah vor Ort und haben Wahrnehmungen zum Entstehungsbereich oder den Sperrverhältnissen. Andererseits sind wir auch sehr dankbar für technische Unterstützung wie eine Ausleuchtung. Auch halfen uns Feuerwehrkräfte schon beim Freilegen von Brandschutt. Wir pflegen in Vorarlberg eine sehr gute Zusammenarbeit im besten gegenseitigen Einvernehmen.

FEUERWEHR: Gibt es so etwas wie die fünf wichtigsten Regeln, die Feuerwehrkräfte dabei beherzigen sollten?

Weiß: Ich beschränke mich auf zwei Regeln. Soweit machbar, sollten die Brandstellen möglichst wenig verändert werden, da es sich bis auf Widerruf um Tatorte handelt. Besenrein ist oft gut gemeint, aber schlecht getroffen. Außerdem sind wir für Fotos und Wahrnehmungen aus der Erstphase der Einsätze sehr dankbar. Hinweise können auch vertraulich eingebracht werden.

FEUERWEHR: Gibt es typische Fehler, die Einsatzkräfte der Feuerwehren (vermutlich aus Unwissenheit) begehen?

Weiß: Ich würde nicht von Fehlern sprechen, da diese selten vorkommen und auch mal passieren dürfen. Ein wichtiger Punkt ist aus meiner Sicht, dass ehrlich und offen kommuniziert wird. Ein Beispiel: Teilweise müssen für Nachlöscharbeiten auch Abrissarbeiten durchgeführt werden. Werden wir darüber informiert und wurden bestenfalls sogar davor und danach Fotos angefertigt, sind wir dankbar. Notwendige Tätigkeiten wie diese sollten nicht verschwiegen werden. Dazu besteht auch kein Anlass, denn die Eigensicherheit und die Brandbekämpfung gehen immer vor!

FEUERWEHR: Sensibilisieren oder schulen Sie Ihre Kollegen der Ortsfeuerwehr Feldkirch-Stadt ganz besonders?

Weiß: Nicht im Speziellen. Am Feuerwehr-Ausbildungszentrum bilden wir Führungskräfte aus dem ganzen Bundesland aus. Das hat sich bewährt, denn diese Kameraden sind unsere Multiplikatoren in den Feuerwehren.

 

Urs Weber

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