Blitzschlag – Gefahr von oben

2024_04

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Nach einem Blitzeinschlag zum Herrentag letzten Jahres kam es zu einem Großeinsatz von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehren auf dem Festgelände in Dabel (LK Ludwigslust-Parchim, SH) bei dem 39 zum Teil schwer verletzt Personen behandelt und versorgt werden mussten. Von den 500 Veranstaltungsteilnehmern erlitten acht Personen schwere Verletzungen. Sie wurden mit vier Rettungshubschraubern ins Krankenhaus geflogen. 29 leichtverletzte Personen wurden zur weiteren medizinischen Versorgung mit Feuerwehrfahrzeugen ins Krankenhaus Schwerin gebracht.

Ein Blitz schlug in der Oberpfalz in die Scheune eines Bauernhofes ein und verursachte einen Großbrand. Vier Personen erlitten eine leichte Rauchvergiftung. Die Scheune wurde vollständig zerstört, ein Rind verendete. Der Brand griff auf ein Nachbargebäude über und zerstörte eine Halle mit landwirtschaftlichen Maschinen. Nach ersten Schätzungen betrug der Sachschaden des Großbrands, bei dem über 150 Feuerwehrleute im Einsatz waren, mindestens eine halbe Million Euro.

Diese und ähnliche Meldungen sind alle Jahre wieder, meist zur Sommerzeit, in den lokalen und regionalen Medien zu lesen und zu hören. Welche Phänomene stecken eigentlich hinter diesem schrecklichen aber auch faszinierenden Erscheinung Blitz?

Naturereignis Blitz

Weltweit blitzt es jede Stunde etwa eine Million mal. Nach metereologischen Schätzungen entladen sich täglich rund 9 Milliarden Blitze. In den Sommermonaten treten Gewitter häufiger auf als in den Wintermonaten.
Seit jeher fasziniert das Naturphänomen „Blitz“ die Menschen, bedroht aber auch ihr Leben, den der Blitz kann jeden treffen. Pro Jahr werden etwa 800 Menschen in Deutschland direkt durch Blitze getroffen, dabei gibt es rund 130 Verletzte und drei bis sieben Todesfälle. Durch Blitzeinschlag können Haus- und Waldbrände entstehen sowie elektrische Geräte beschädigt werden.

Zündungen durch Blitzschlag gehören jedoch zu den weniger häufigen Zündquellen in Deutschland. Das hängt zum einen mit der zunehmenden Sicherung durch Blitzschutzanlagen und zum anderen mit den geographisch-meteorologischen Bedingungen zusammen. Die meisten Gewitter ereignen sich in den Tropen. Allerdings gibt es auch in Deutschland geographisch bedingte Unterschiede.

In Deutschland schlägt der Blitz etwa 2 bis 4 Mal pro Jahr und pro km2 ein, wobei im Norden eher kleinere und im Süden und in Gebirgszügen höhere Werte gelten. Die regionale Verteilung der Blitzschäden steht hierbei im Verhältnis zur Häufigkeit der Gewitter, wie sie den Gewitterkarten z. B. des VdS oder des Deutschen Wetterdienstes zu entnehmen ist. Eine deutliche Häufung von Blitzschäden ist für die Region Mittelgebirge zu erkennen.Rund 60 % der Blitzschäden entfallen auf diese Region, während die Küste und die norddeutsche Tiefebene mit jeweils ca. 20 % betroffen sind.

Atmosphärische Entladungen sind Bestandteil des Wettergeschehens und können nicht verhindert werden. Seit der Menschheit bekannt ist, dass es sich dabei um elektrische Erscheinungen handelt, werden Einrichtungen entwickelt, die vor den Gefahr bringenden Auswirkungen der Blitzentladungen für Mensch und Tier, aber auch für Objekte und Sachen schützen sollen.

Gegen Blitze und ihre Wirkungen hatte sich die Menschheit bereits vor Christi Geburt geschützt. Bereits das Dach des Tempels der Juden in Jerusalem (925 bis 587 v. Chr.) etwa wurde mit vergoldetem Zedernholz bekleidet und mit vergoldeten eisernen Lanzen „geerdet“. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts können Blitzschutzsysteme unterschiedlich aussehen, somit aber auch unterschiedlich schützen.

In den letzten Jahren sind einige neue Normen und Vornormen erschienen, die vorschreiben, wie Gebäude zu schützen sind. Wenn keine besonderen Verordnungen vorliegen, ist die Errichtung einer Blitzschutzanlage eine freiwillige Entscheidung des Gebäudeeigentümers. In Deutschland sind durch die Feuerversicherung in der Regel nur Schäden durch direkte Blitzschläge (Brände, Explosionen, Krafteinwirkungen) versichert. Nicht jeder Blitzschlag führt zu einem Brand in „getroffenen“ Objekten. Es sind auch Blitzwirkungen in Gebäuden bekannt, die als „kalte Schläge“ „nur“ zu Zerstörungen im Bauwerk führen. Auch diese Art der Blitzwirkung kann beträchtlich sein.

Auch die Schäden in Elektroanlagen, die nicht zu Bränden führen, sind beträchtlich. Mit dem wachsenden Einsatz der Elektronik in allen Bereichen der Industriegesellschaft nehmen auch die blitzbedingten Ausfälle und Störungen an derartigen Geräten drastisch zu. Die mikroelektronischen Bauelemente und Schaltungen sind zwar immer leistungsfähiger, für Überspannung aber gleichzeitig viel empfindlicher geworden: Sie können durch Blitzwirkungen in bis zu zwei Kilometern Entfernung beschädigt werden.

Bedingt durch die vollständige Durchdringung der Energieversorgungs-, Steuerungs- und Nachrichtensysteme mit hochsensiblen elektronischen Datenverarbeitungseinrichtungen können diese bei Blitzeinwirkungen empfindlich gestört werden und bei fehlendem Schutz sogar zu Katastrophen führen (etwa in Kraftwerken, Chemieanlagen, Krankenhäusern, Flughäfen usw.). Mit steigender Zahl von Photovoltaik-Anlagen auf Gebäuden rückt auch in diesem Bereich der Blitz- und Überspannungsschutz in den Fokus.

Unabhängig von behördlichen Auflagen sollten Gebäude auf jeden Fall eine Blitzschutzanlage erhalten:
+ wenn sie ihre Umgebung deutlich überragen, wie Gebäude auf Bergkuppen, Hochhäuser, Türme,
+ wenn sie eine weiche Dacheindeckung aus Holz oder Reet besitzen und leichtentflammbare Materialien im Dachbereich eingebaut sind,
+ wenn explosionsgefährliche Stoffe gelagert werden oder Gefahren von Industrieanlagen ausgehen können,
+ wenn Menschen und Kulturgüter in besonderer Weise zuschützen sind.

Energie eines Blitzschlags

Viele Details der physikalischen Vorgänge bei der Entstehung von Gewittern und bei der Ausbildung der Blitzentladung selbst sind bis heute nicht geklärt. Einer der Hauptgründe dafür liegt in der schwierigen Messtechnik. Blitze mit einer Länge von mehreren Kilometern können in ihrer Gesamtstruktur im Labor nur ansatzweise nachgebildet werden. Messungen am realen Blitz können nur an Sonderfällen wie bei Turmeinschlägen oder raketengetriggerten Blitzen stattfinden.

Ein Blitz entsteht in einer Gewitterwolke in der Regel in einigen Tausend Meter Höhe, und am häufigsten sind sogenannte Wärmegewitter. Die Sonne heizt die Luft am Boden auf, so dass aus Pflanzen, Seen und Flüssen viel Wasser verdunstet. Je wärmer die Luft wird, umso leichter wird sie und umso schneller steigt sie auch auf – teilweise mit bis zu 100 km/h. Beim Aufstieg kühlt sie sich wieder ab. Schließlich kondensiert die Feuchtigkeit und es bilden sich winzige Wassertröpfchen, weiter oben sogar Eiskristalle: Eine Wolke wird sichtbar. Die Luft steigt immer weiter auf, teilweise höher als 12 km, wo die Temperatur auf minus 65 °C sinkt.
Damit auch tatsächlich Blitze entstehen, muss sich die Wolke elektrisch aufladen können. Graupel und Eis lassen sich elektrisch aufladen. Die leichten Eiskristalle und Regentröpfchen schweben in der Luft oder werden von den Aufwinden nach oben getragen. Die schweren Graupelteilchen fallen dagegen nach unten. Dabei stoßen sie mit Eis- und Regenteilchen zusammen und tauschen Ladung in Form von Elektronen aus. Dadurch findet eine sogenannte Ladungstrennung statt: Die einen Teilchen haben Elektronen verloren und sind daher positiv geladen, die anderen haben Elektronen eingesammelt und sind negativ geladen.

Es gibt einerseits die Blitze zwischen Wolken und andererseits die Wolke-Erde-Blitze, von welchen viel öfter gesprochen wird. Die Blitze können dabei verschiedene Richtungen und Vorzeichen haben: Sie können innerhalb der Wolke bleiben, von der Wolke zur Erde gehen oder umgekehrt von der Erde zur Wolke. Forscher unterscheiden sechs verschiedene Blitztypen.
Wolkenblitze:
+ negativer Wolke-Wolke Blitz (der Blitz verläuft vom negativen Ladungsgebiet in positive Ladungsgebiet der Wolke),
+ positiver Wolke-Wolke Blitz (der Blitz verläuft vom negativen Ladungsgebiet ins positive Ladungsgebiet der Wolke)
Erdblitz:
+ negativer Wolke-Erde Blitz (der Blitz verläuft vom negativen Ladungsgebiet der Wolke zum positiven Erdboden),
+ positiver Wolke-Erde Blitz (der Blitz verläuft vom positiven Ladungsgebiet der Wolke zum positiven Erdboden),
+ negativer Erde-Wolke Blitz (der Blitz verläuft vom negativen Erdboden zum positiven Ladungsgebiet der Wolke),
+ positiver Erde-Wolke Blitz (der Blitz verläuft vom positivem Erdboden zum negativen Ladungsgebiet der Wolke).

Bei den Wolke-Erde Blitzen braucht es eine Mindestspannung von mehreren 100 Millionen Volt. Die Blitzstromstärken liegen bei ca. 250 000 Ampere. Die Energie in einer Blitzentladung verpufft überwiegend in dem etwa 1 – 2 km langen Plasmakanal zwischen Wolke und Erde und kann nicht aufgefangen werden. Ein Plasma enthält ionisierte Atome. Diese weisen entweder nicht mehr die übliche Anzahl an Elektronen auf oder sie enthalten viele frei bewegliche Elektronen. Die Dauer der Entladung beträgt einige Millionstel Sekunden, wobei oftmals ein Blitz aus mehreren aufeinanderfolgenden Teilentladungen besteht, die das menschliche Auge jedoch nur als Einzige Entladung registriert.

Durch die ungeheure Leistung eines solchen Blitzes wird die Luft innerhalb kürzester Zeit auf mehrere 1.000 °C aufgeheizt. Als Folge davon dehnt sich dieser Plasmakanal sehr schnell aus und produziert somit die Schallwellen, die wir als Donner wahrnehmen. Die Blitze senden aber neben diesen akustischen Schallwellen auch elektromagnetische Signale in einem sehr breiten Frequenz-Spektrum aus (z. B. Lich-t und Radiowellen). Daraus folgen die Störungen im Radio und allgemein beim Funkverkehr.

Vielfach ist zu beobachten, daß durch den Ladungsausgleich mehrere Entladungen in Form von Haupt- und Neben- sowie von Büschelentladungen auftreten. Dadurch stellen sich oft Schäden oder thermische Wirkungen ein, die mit einem einmaligen direkten und konzentrierten Blitzschlag und der damit zu erwartenden Wirkungszeit nicht erklärbar sind. Nach dem Stand der Technik wird nur der Ersteinschlag für die Dimensionierung eines Blitzschutzsystems angesehen. Blitze sind jedoch multiple Ereignisse, die aus einem ersten Teilblitz und mehreren Folgeblitzen bestehen. Es ist zu beachten, dass der Langzeitstrom innerhalb einer Blitzentladung gegenüber dem Erstblitz zeitverzögert auftritt. Die Folgeblitze verfügen jedoch – im Vergleich zur ersten Teilentladung – über geringere Amplituden, aber auch kürzere Stirnzeiten. D.h., dass der zeitliche Anstieg eines Blitzfolgestromes zum Teil wesentlich höher ist als der Anstieg der Hauptentladung.

Der Ersteinschlag hinterlässt dabei ein leitendes Restplasma, das durch den Wind abdriften kann. Das Restplasma bereitet den nachfolgenden Blitzentladungen den Weg. Dabei können jedoch die Fußpunkte der Folgeblitze und der Langzeitentladung gegenüber dem Erstblitz versetzt sein.
Weiterhin wird zwischen Aufwärts- und Abwärtsblitzen unterscheiden. Aufwärtsblitze zeichnen sich dadurch aus, dass die erste Entladung des Blitzes aufwärtsgerichtet ist, also in Richtung Gewitterwolke. Diese Art von Entladung stellt sich häufig bei hohen Türmen, Sendemasten usw. ein. Nach Ausbildung des Entladungskanals können in diesem Kanal Blitzfolgeströme von der Gewitterwolke zur Erde gerichtet fließen (Abwärtsblitze). Bei Gebäuden, die nicht über vergleichbar hohe, exponierte Teile wie etwa Türme verfügen, sind überwiegend Abwärtsblitze zu verzeichnen.

Für Abwärtsblitze gilt: Die Entladung besteht nicht nur aus einem Stromimpuls, sondern auch aus einem sich anschließenden, etwa konstanten Langzeitstrom.
Bei Aufwärtsblitzen, also Blitzstromentladungen in entgegengesetzter Richtung, fließt der Langzeitstrom vor dem Blitzstromimpuls. In beiden Fällen liegt der typische Stromwert des Langzeitstromes um ca.100 A bzw. hat eine Zeitdauer bis 500 ms. Trifft der Blitz ein Objekt auf der Erde, so fließt ein eingeprägter Strom mit einer Dauer von weniger als einer tausendstel Sekunde.
Trifft der Blitz z. B. einen metallischen Leiter mit einem Widerstand von einem Ohm, wird bei den stärksten Blitzen in dem Widerstand eine Energie von 3.000 kWh in Wärme umgesetzt. Diese Ströme können dünne Drähte schmelzen oder metallische Gegenstände so erwärmen, dass ein Brand entsteht. Und schlecht befestigte Leiter können durch die Stromkräfte deformiert werden.
Trifft der Blitz in einen Baum kann es zur Explosion mit umherfliegenden Splittern kommen. Fliest der Blitzstrom direkt in die Erde, kommt es zum Spannungsabfall am Widerstand des Erdreiches.
Trifft der Blitz ein Gebäude mit Stromversorgung oder direkt die Freileitung, entstehen Blitzüberspannungen auf den Versorgungsleitungen. Mit zunehmendem Einsatz und Anwendung elektronischer Geräte in allen Bereichen der Gesellschaft steigen die blitzbedingten Schäden in den letzten Jahren stetig an. Bei einer funktionsfähigen Blitzschutzanlage werden beim Eintritt des Blitzstromes in eine Auffangeinrichtung ca. 2 kW frei. Es kommt hierbei nicht selten zur Entstehung von Abschmelzfunken. Die größte Wärmewirkung ist an Stellen erhöhter Übergangswiderstände zu erwarten. Hier kann es zu einem „länger“ anstehenden Lichtbogen kommen, weil einer Entladung mitunter durch die geschaffene Ionisationsstrecke des ersten Stromstoßes weitere Nach- oder Nebenentladungen folgen.

Auswahl von Blitzschutzmaßnahmen

Die Einleitung zur Norm DIN EN 62305-3 beschreibt klar und eindeutig: Der vorliegende Teil der IEC 62305 behandelt den Schutz von baulichen Anlagen gegen materielle Schäden und den Schutz von Personen gegen Verletzungen durch Berührungs- und Schrittspannungen. Als das wesentlichste und effektivste Mittel zum Schutz von baulichen Anlagen gegen materielle Schäden gilt das Blitzschutzsystem (LPS : Lightning protection system).

Vor der Planung einer Blitzschutzanlage sollte eine Risikoanalyse erstellt werden – vom Errichter der Anlage gemeinsam mit dem Planer, Eigentümer und den Nutzern. Dieses muß vor Beginn der Ausführung geschehen, da nachträgliche Maßnahmen hohe Kosten verursachen. Bereits in der Planungsphase ist zu klären, welche Anforderungen vom Sachversicherer bezüglich Blitz- und Überspannungsschutz für dieses Gebäude gestellt werden. Dabei sollte das Gebäude in eine oder mehrere Blitzschutzzone unterteilt. Risikoparameter sind unter anderem die lokale Blitzeinschlaghäufigkeit, die Lage des Gebäudes (Berg, umgeben von höheren Gebäuden usw.), die Gebäudegrundfläche und Gebäudehöhe, die Konstruktion, die Art der Nutzung und das Ausmaß möglicher Folgeschäden.

Aus der Risikoanalyse ergibt sich die erforderliche Blitzschutzklasse. Die Planung des Blitzschutzsystems muß anhand gültiger Normen und Vorschriften geprüft werden. Die handwerkliche Ausführung muß ebenfalls kontrolliert werden. Wiederholungsprüfungen sind Voraussetzung für ein wirksames Blitzschutzsystem und werden in regelmäßigen Zeitabständen durchgeführt. Bei unterschiedlichen Baumaßnahmen am geschützten Gebäude, wie z.B. neue Gauben, Fenster, Schornsteinverlängerung oder auf dem Dach befestigte Teile, wie SAT-Antennen, Mobilfunkantennen oder Klimaanlagen, muß das Blitzschutzsystem ebenfalls überprüft werden. Dies gilt insbesondere nach einem Blitzschlag in das Blitzschutzsystem. Hier ist verpflichtend eine Zusatzprüfung durchzuführen.

Blitzschutzsysteme an Anlagen mit erhöhter Schutzbedürftigkeit und kritische Bereiche des Blitzschutzsystems müssen zusätzlich einer Sichtprüfung unterzogen werden. Während die Blitzschutzanlagen im gewerblichen Bereich aufgrund der Vorschriften regelmäßig überprüft werden, kann es im privaten Bereich Mängel geben. Beim Hausbau wird zwar häufig eine Blitzschutzanlage errichtet und abgenommen, sie wird jedoch vom Eigentümer nicht regelmäßig geprüft. Für Gebäude mit Metalldächern sind sowohl Blitzschutzsysteme mit und ohne zusätzliche Fangeinrichtung und Ableitungseinrichtung denkbar.

Bestandteile einer Blitzschutzanlage

Generell gehören zu einer vollständigen Blitzschutzanlage entsprechend dem nationalen und internationalen Stand der Technik und Normung Einrichtungen des äußeren und inneren Blitzschutzes. Das äußere Blitzschutzsystem erfüllt drei wesentliche Aufgaben:
+ es fängt einen direkten Blitzeinschlag auf die bauliche Anlage ab (mit einer Fangeinrichtung),
+ es führt den Blitzstrom sicher in Richtung Erde (über eine Ableitungseinrichtung),
+ es leitet den Blitzstrom in die Erde (mittels einer Erdungsanlage).

Damit besteht eine Blitzschutzanlage an einem Gebäude aus den Fangeinrichtungen, Ableitern und der Erdungsanlage. Äußere Einrichtungen sind alle außerhalb und z. T. innerhalb des zu schützenden Objektes verlegten Einrichtungen zum Auffangen des Blitzes und Ableiten des Blitzstromes in die Erdungsanlage.

Die Fangeinrichtungen (Stangen, Drähte, Seile) sind als Einschlagstellen für Blitze vorgesehen, überragen das Gebäude und sind elektrisch leitfähig. Mit metallenen Leitungen, meist aus verzinktem Stahl oder Kupferdraht wird sehr grob die äußere Kontur des Gebäudes nachgebaut. Alle metallenen Einrichtungen auf dem Gebäude (Antennenrohre, Dachrinnen usw.) werden auf kürzestem Wege mit der Blitzschutzanlage verbunden. Über das Dach hinausragende Schornsteine, Lüftungsrohre, Lichtkuppeln und dergleichen werden mit Fangstangen versehen und ebenfalls mit den Fangleitungen verbunden.

Ableitungen werden von den Fangeinrichtungen an oder in den Gebäudewänden senkrecht nach unten zur Erdungsanlage geführt, die den Blitzstrom möglichst großflächig in den Erdboden überträgt.
Die Erdungsanlage besteht meist aus verzinktem Stahl und leitet den Blitzstrom in den Erdboden. Antennen und Datenleitungen müssen ebenfalls in die Blitzschutzanlage einbezogen werden, entweder durch Erdung des äußeren Kabelschirms oder erforderlichenfalls über zusätzliche Schirmrohre.

Das innere Blitzschutzsystem verhindert eine gefährliche Funkenbildung innerhalb der baulichen Anlage – entweder durch Potentialausgleich oder durch Einhaltung eines Trennungsabstandes (und damit einer elektrischen Trennung) zwischen den Bauteilen des äußeren Blitzschutzsystems und anderen elektrisch leitenden Elementen innerhalb der baulichen Anlage.
Während der äußere Blitzschutz vorrangig die Brandgefahr beseitigt, werden durch Maßnahmen des inneren Blitzschutzes die Auswirkungen des Blitzstromes und seiner elektrischen und magnetischen Felder auf Personen, metallene Installationen, elektrische Verbraucheranlagen und elektronische Geräte begrenzt.
Eine solche Gefahr ist in Freileitungsnetzen größer als in Erdkabelnetzen, weil in Freileitungsnetzen bei einer Blitzentladung auch in größerer Entfernung von dem betreffenden Gebäude über das Freileitungsnetz Überspannungen in die Hausanlage eindringen und dann im Rundfunkgerät einen solchen Erdschluß einleiten können. Dazu gehört der Blitzschutz-Potentialausgleich als wichtigste Maßnahme.

Durch Überspannungsschutzgeräte in verschiedenen Ausführungen können die Überspannungen auf so niedrige Werte herabgesetzt werden, dass sie selbst für empfindliche elektronische Einrichtungen ungefährlich sind.
Wichtig: Die Projektierung und Installation von Blitzschutzanlagen sollte nur durch anerkannte Fachleute durchgeführt werden, die auch die gültigen Regeln der Technik einhalten.

Zündquelle Blitzschlag

Grundsätzlich wird zwischen direkten und indirekten Blitzeinschlägen unterschieden: + Führt der Blitz auf seinem Weg zur Erde durch Objekte, wie Bäume, Menschen oder Tiere spricht man von einem direkten Blitzschlag,
+ Schlägt ein Blitz in eine elektrische Freileitung oder wirkt dieser durch Influenz oder Induktion auf die Leitung ein, erzeugt er elektrische Wellen, die entlang der Leitung wandern. Dann spricht man von einem indirekten Blitzschlag.

Die Energie des Blitzes wirkt als Zündquelle:
+ als direkter Lichtbogen beim Einschlag des Blitzes,
+ als indirekter Lichtbogen an Übergängen des Blitzstromes im Bauwerk oder in der Anlage,
+ in Form metallischer Schmelzfunken, die Folge eines Lichtbogens sind,
+ als heiße Fläche an vom Blitzstrom durchflossenen Teilen.

Beim direkten Einschlag eines Blitzes in das Bauwerk oder in eine Anlage bzw. in ein Fahrzeug wird der überwiegende Teil der elektrischen Energie des Blitzes in Wärmeenergie umgesetzt. Diese ist so beträchtlich, daß nahezu alle brennbaren Stoffe zur Entzündung gelangen.
Der Lichtbogen entspricht in seiner Wirkung einer sehr energiereichen Flamme. Die Lichtbogenwirkung an Übergangsstellen tritt vor allem ein, wenn der Blitz eine schadhafte Blitzschutzanlage trifft und der Weg zur Erdableitung unterbrochen ist. Beim direkten Einschlag des Blitzes in die Auffangstange oder bei Lichtbogenbildung an den Übergangsstellen wird durch die übertragene Energie Wärme frei, die zur Ausbildung partieller Abschmelzungen führt, es entstehen metallische Funken. Die Funkenenergie liegt teils beträchtlich über der von Brennschneidfunken. Es wurden Schmelzperlen von Stahl mit einem Durchmesser bis zu 5 mm als Abschmelzung an der Auffangstange festgestellt.

Schließlich kommt es beim Durchtritt des Blitzstromes durch elektrische Leiter, die meist nicht Bestandteil der Blitzschutzanlage sind und direkten Kontakt zu brennbaren Stoffen haben, zur Ausbildung heißer Flächen. Diese Art der Blitzwirkung verursacht meist die Ausbildung eines Glimmbrandes, der, wenn er nicht bemerkt wird, viele Stunden nach dem Blitzschlag zur offenen Flamme führen kann. Mitunter wird dann der Brand, der auf diese Weise entsteht, nicht mit dem Blitzschlag in Verbindungebracht. So wird in der Literatur über Glimmbrände in Holz und über Blitzschäden in Elektroanlagen berichtet, die ihrerseits wiederum zum Brand geführt haben. Während in der oberen Etage nur mechanische Zerstörungen festzustellen waren, kam es im Keller zur Zündung von aufgestapeltem Holz.

Sicherheitsfachwirt (FH) Frank D. Stolt,
Brandsachverständiger und Elektrofachkraft Mannheim

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