Rettung naht: Neues Konzept digitalisiert das Triage-System
Digitale Unterstützung
Bei zwei Großübungen wurden die neuesten Lösungen für Rettungseinsätze von ZF Rescue Connect auf Herz und Nieren getestet – bei der Großschadenalarmübung von BASF sowie einer Bevölkerungsschutzübung im Südtiroler Martelltal vom DRK und von M2R-Connect, einem Spezialisten für vernetzte Lösungen in der Gefahrenabwehr.
Rauchwolken auf dem Werksgelände und steile Hänge in den Südtiroler Alpen: Das Team von ZF Rescue Connect hatte in den vergangenen Wochen die Chance, zwei hochkarätige Übungen mit seinen Digital-Produkten für Rettungskräfte zu unterstützen. „Das war beeindruckend“, berichtet Alexander Grupp, Venture Lead ZF Rescue Connect, „die Bedingungen waren extrem realistisch.“

BASF probt den Ernstfall
Anfang Juni 2025 fand die jährliche BASF-Großschadenalarmübung am Standort Ludwigshafen statt. Rund 100 Einsatzkräfte der Gefahrenabwehreinheiten probten für den Ernstfall. Simuliert wurde ein Produktaustritt mit Folgebrand, der zu einer Vielzahl an Verletzten führte. Mit dabei in diesem Jahr war auch das Team von ZF Rescue Connect, um seine neueste Innovation, ein einzigartiges Konzept für eine digitale Triage zu testen.
„Es war eine tolle Gelegenheit für uns, sowohl unsere e-Triage APP als auch unseren neuen digitalen Patiententracker im großen Stil einzusetzen“, so Grupp.
Für die Großschadenalarmübung wurde ein Produktaustritt an einer Anlage im Werksteil Süd der BASF Ludwigshafen simuliert, in dessen Folge eine Produktwolke austrat und sich entzündete. In der Anlage gab es mehrere Verletzte, sechs davon schwer. Zudem wurden zwei flüchtende Personen von einem Auto erfasst und schwer verletzt. Alle betroffenen Personen waren Statisten – realistisch geschminkt und mit viel schauspielerischem Talent wurden diese Rollen von Auszubildenden der BASF übernommen.
„Vom Klemmbrett zum Tablet – das ist unser Ansatz und wir konnten hier beide Verfahren nebeneinander laufen lassen, das war klasse“, erklärt Grupp weiter. Auch der Veranstalter der Übung zeigte sich beeindruckt. „Uns hat es ganz klar gezeigt, dass digitale Lösungen bei einem Massenanfall von Verletzten in Zukunft wirklich sehr viele Vorteile bringen“, berichtet Sebastian Heim, Leiter Rettungsdienst BASF.
Hier war auch die Kooperation mit der BG-Klinik Ludwigshafen besonders wertvoll: Dank Echtzeitdaten war immer jeder einzelne Patient auf der digitalen Karte sichtbar. Die Einsatzkräfte der Werkfeuerwehr rückten mit 25 Einsatzfahrzeugen aus, retteten die Personen aus der Anlage und bekämpften den Folgebrand mithilfe von Wasserwerfern und einem Turbolöscher. Der BASF-Rettungsdienst und Notärzte versorgten die Verletzten vor Ort.
Um die Schnittstelle zwischen der Erstversorgung und der weiterführenden Versorgung bei einer Vielzahl von Verletzten zu proben, wurde ein Teil der Darsteller in die BG-Klinik Ludwigshafen gebracht und dort zu Übungszwecken versorgt. „Ein ideales Einsatzszenario für unsere digitale Triage-Lösung“, resümiert Alexander Grupp.
Übung in den Alpen
Auch das Deutsche Rote Kreuz probte unlängst mit einem starken Aufgebot von mehr als 150 Einsatzkräften in Südtirol. Die großangelegte Zivil- und Bevölkerungsschutzübung fand im Südtiroler Martelltal statt. Organisiert vom DRK-Kreisverband Aalen e. V. in Kooperation mit mit der Bergrettung Südtirol und der Station Martell sowie der DRK-Rettungshundestaffel Heidenheim, trainierten die Beteiligten unter realitätsnahen Bedingungen. „Dieses Mal lag unser Augenmerk darauf, besonders komplexe Einsatz-szenarien mit Unterstützung digitaler Technik zu üben“, berichtet Klaus-Dieter Sterzik, verantwortlicher Leiter vom DRK Aalen.
Neben einzelnen Szenarien wie medizinischen Notfällen während einer simulierten Großveranstaltung am Biathlon-Zentrum oder der Suche nach vermissten Personen mit Rettungshunden lag der Schwerpunkt darauf, modernste Einsatzsysteme zu testen.
Die Retter nutzten die Gelegenheit, um sämtliche Komponenten zu erproben – von der Einweisung über „L2R – Learn to Rescue“, die Smartphone-basierte Ersthelferalarmierung „Corhelper“, den digitalen Patiententracker „ZF Life TAG“ und die „ZF e-Triage APP“ bis hin zur Live-Übersicht aller eingesetzten Ressourcen. Drohnen lieferten über die „ZF Live Streaming APP“ Bilder in Echtzeit zu, sodass die Einsatzleitung jederzeit einen genauen Gesamtüberblick hatte und schnell und fundiert entscheiden konnte.

Extra mit angereist waren Mitarbeitende von M2R-Connect, einem Vertriebspartner von ZF. „Wir sehen in den Produkten von ZF für die Gefahrenabwehr enormes Potential und haben bei der Übung wertvolle Erkenntnisse in Bezug auf den Umgang und die Leistungsfähigkeit des Systems im realen Einsatz gewonnen“, berichtet Sebastian Steinmayr von M2R-Connect.
Nicht nur Patienten wurden mit einem Ortungsgerät ausgestattet, sondern auch Helfende, Fahrzeuge und Rettungshunde. Informationen zu Positionen, Bewegungen und Patientenaufkommen waren auch so stets live verfügbar. „Eine Plattform, auf der alle Informationen zusammenlaufen – egal von welcher Organisation sie stammen: das war ein enormer Vorteil“, sagt Sterzik.
Alle Seiten zeigten sich am Ende sehr zufrieden. Für den Heimweg hatten Alexander Grupp und sein Team wichtige Anregungen und gutes Feedback im Gepäck. Sterzik vom DRK Aalen fasst zusammen: „Die Bevölkerungsschutzübung zeigte eindrucksvoll, wie moderne Technologie und ehrenamtliches Engagement Hand in Hand gehen können, um Menschen in Notsituationen schneller, gezielter und sicherer zu helfen.“
Interview
„Die Zukunft ist jetzt“
Alexander Grupp, Leiter ZF Rescue Connect beim Technologiekonzern ZF, erklärt, welche Stärken eine Digitallösung im Katastrophenfall ausspielen kann – für die Einsatzleitung sowie für jeden Helfer.
Welche Vorteile bieten große Übungen?
Als Anbieter innovativer digitaler Rettungslösungen wissen wir: Technologie allein rettet keine Leben, sondern es ist das Zusammenspiel von Mensch, System und Anwendung, das im Ernstfall zählt. Große Rettungsübungen bieten eine einmalige Gelegenheit, genau dieses Zusammenspiel unter realitätsnahen Bedingungen zu testen und zu optimieren. Unser Ziel sind digitale Lösungen, die im Ernstfall Leben retten – zuverlässig, integriert und benutzerfreundlich. Deshalb sind wir gerne als aktiver Partner dabei.
Was waren die spannendsten Erkenntnisse, was hat das ZF-Team gelernt?
Unsere digitalen Systeme – von vernetzten Patiententrackern bis hin zu Triage-Software mit Echtzeitdaten – müssen sich im hektischen Einsatz bewähren. Hier sehen wir, wie intuitiv unsere Produkte bedienbar sind, ob sie unter Stress zuverlässig funktionieren und wo wir nachbessern können. In der Praxis erleben wir, wie komplex Rettungsketten sind. Unsere Lösungen müssen sich also nahtlos in bestehende Prozesse von Rettungsdienst, Feuerwehr, Hilfsorganisation und Klinik einfügen. Große Übungen helfen uns, Schnittstellen zu optimieren und Interoperabilität sicherzustellen.
Was treibt ZF Rescue Connect aktuell um?
Neue digitale Produkte entfalten ihren vollen Nutzen nur, wenn sie verstanden und akzeptiert werden. Derzeit sprechen wir viel mit Kunden, schulen, holen Feedback ein und bauen Vertrauen auf. Viele sind überrascht, dass die Zukunft schon längst begonnen hat. Keiner muss oder sollte mehr warten. Durch den Austausch mit unseren Kunden verstehen wir vieles genauer: Welche Funktionen werden genutzt? Wo entstehen Verzögerungen? Wie reagieren Systeme auf unerwartete Situationen? Welche Daten kann man wofür sinnvoll einsetzen? All diese Informationen fließen direkt in die Weiterentwicklung unserer Produkte ein.
Foto: ZF Friedrichshafen AG
ZF e-Triage APP
Digitale Triage: Bei einem Massenanfall von Verletzten ist es entscheidend, dass die Sichtung aller Patienten schnell und transparent abläuft. Das medizinische Personal muss umgehend einschätzen, welche Patienten sofortige Hilfe benötigen und welche stabil genug sind, um später versorgt zu werden. Eine klare und präzise Kommunikation mit der gesamten Rettungskette ist entscheidend. Daher bietet eine vollständig digitale Triage-Lösung viele Vorteile, unter anderem gehen wichtige Patienten-Informationen nicht verloren.
Foto: ZF Friedrichshafen AG
ZF Life TAG
GPS-Ortung in Echtzeit: Das neue Technologie-Konzept revolutioniert die Patientenversorgung bereits in der präklinischen Phase. Durch GPS-Ortung in Echtzeit können Patienten von Beginn an genau lokalisiert und nachverfolgt werden. Eine ultrahelle LED-Leuchte zeigt klar die Sichtungskategorie an und sorgt so für schnelle Orientierung, auch in unübersichtlichen Situationen. Die intuitive Ein-Knopf-Lösung ermöglicht eine einfache und schnelle Einstufung auf Knopfdruck – effizient und benutzerfreundlich.