„Alle Jahre wieder“: Tipps der Feuerwehr zur Brandprävention im Advent
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Stimmungsvolles Kerzenlicht gehört für viele Menschen in der Adventszeit einfach dazu. Doch Jahr für Jahr steigt damit zum Jahresende auch die Zahl der gefährlichen Brände in Privathaushalten. Am Donnerstagabend, den 11. Dezember 2025, geschah es in Neuss besonders dramatisch: Ein Adventskranz fing Feuer und Menschen gerieten in Lebensgefahr. Die Feuerwehrverbände und die Feuerwehren geben Tipps zum sicheren Umgang mit dem offenen Feuer.

Heimelige Atmosphäre
Auch wenn täuschend echt aussehende LED-Kerzen oft eine sinnvolle Alternative zu Kerzen aus Echtwachs sind, z. B. in Seniorenheimen, Kitas und anderen öffentlichen Einrichtungen: Im privaten Umfeld möchten viele Menschen nicht auf „richtiges“ Kerzenlicht verzichten, sei es auf dem Adventskranz oder als brennende Kerze auf dem Kaffeetisch. Auch 2025 appellieren daher die Feuerwehren, die Feuerwehrverbände und weitere Verbände an das Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung.
Lebensgefahr durch Zimmerbrand in Neuss
Dramatische Ereignisse im Neusser Stadtteil Neuss-Speck (NRW): Anwohner setzten am Donnerstagabend, den 11. Dezember 2025, um 19.02 Uhr einen Notruf ab, weil sie Hilferufe aus einem Wohngebäude gehört und außerdem Feuerschein wahrgenommen hatten.
Zufällig war einer der direkten Nachbarn ein Angehöriger der Feuerwehr Neuss. Durch ein Fenster erkannte er, dass ein Tisch mit einem Adventsgesteck in Brand geraten war. Offenbar hielt sich noch eine Person in der Wohnung auf, obwohl die Wohnung bereits ab etwa 1,5 m Höhe dunkel verraucht war.
Entschlossene Reaktion eines Feuerwehrmanns aus der Nachbarschaft
Da die Wohnung bereits stark verraucht war, handelte er sofort. Er fand keinen anderen Zugang und schlug eine Scheibe ein, um in die Erdgeschosswohnung zu gelangen. Trotz leichter Verletzungen, die er sich dabei zuzog, gelang es ihm im Alleingang, die 90-jährige Bewohnerin mit Hilfe eines Rollstuhls ins Freie zu bringen.
Danach löschten er und sein Sohn, ebenfalls Angehöriger der Neusser Feuerwehr, mit zwei Feuerlöschern einige in Brand geratene Möbel. Im Anschluss kontrollierten sie die darüberliegende Wohnung, die ebenfalls bereits verraucht war. Auch hier konnten sie die Bewohnerin retten.
Als die alarmierten Einheiten am Einsatzort eintrafen, war der Brand schon durch die beiden tatkräftigen Männer gelöscht. Die Einsatzkräfte kontrollierten die betroffenen Wohnungen mithilfe einer Wärmebildkamera, während die beiden Frauen ebenso wie ihre zwei Retter vom Rettungsdienst gesichtet wurden. Ins Krankenhaus musste glücklicherweise niemand von ihnen gebracht werden. Die Einsatzstelle konnte nach umfassenden Lüftungsmaßnahmen an die Polizei übergeben werden, die die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen hat. Die Brandwohnung ist vorerst nicht bewohnbar.

Gefahren durch unachtsamen Umgang mit Kerzen
In diesem Fall konnte Schlimmeres verhindert werden, und es war Glück im Unglück, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zwei beherzte Feuerwehrleute wohnten, die sofort das Richtige taten. Doch nicht immer muss es so gut ausgehen wie in diesem Fall, und Frank Hachemer, Vizepräsident des DFV, warnt: „Jedes Jahr ereignen sich in Deutschland in der Adventszeit zahlreiche folgenschwere Brände, die durch den sorgsameren Umgang mit Kerzen vermieden werden könnten.“
Und Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) stellt fest: „In den Wochen rund um Weihnachten registrieren die Versicherer etwa 6.000 zusätzliche Feuerschäden. Im Jahr 2024 summierten sich diese auf 31 Mio. Euro.“
Im Schadensfall sind Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen zuständig – doch so weit sollte es idealerweise gar nicht erst kommen.
Zur Adventszeit informieren daher die Feuerwehren in jedem Jahr über die möglichen Brandrisiken.
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Sieben Tipps, die helfen sollen, Brände zu vermeiden:
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Vorsicht walten lassen
Die Sicherheitsempfehlungen des TÜV-Verbandes weisen in dieselbe Richtung. Dr. Hermann Dinkler, Experte für Brand- und Explosionsschutz beim TÜV-Verband, weist darauf hin, dass Brände „meist nicht durch grobe Fahrlässigkeit, sondern durch alltägliche Unachtsamkeit“ entstünden. Mit anderen Worten: Auch wer sich für einen vorsichtigen Menschen hält, der nicht bewusst leichtsinnig agiert, kann betroffen sein. So weist Dinkler u. a. ganz offen darauf hin, dass Fertiggestecke aus Discountern oder Supermärkten größere Sicherheitsrisiken bergen, da sie oft auf einem Unterbau aus brennbarem Kunststoff aufliegen.
Vorsicht auch beim Aufstellen des Weihnachtsbaums!
Die Feuerwehr Lehrte ergänzt, dass dieselben Regeln auch beim Aufstellen des Weihnachtsbaumes gelten: Er sollte kippsicher auf einer feuerfesten Unterlage und mit ausreichendem Abstand zu Möbeln, Vorhängen und anderen brennbaren Gegenständen stehen. Da er genau wie Gestecke und Kränze mit der Zeit trockener wird, sollte er regelmäßig gewässert und mit einem Blumensprüher befeuchtet werden. Selbstlöschende Sicherheitskerzen sind die beste Wahl, wenn es echte Wachskerzen am Baum sein sollen. Falls elektrische Kerzen gewählt werden, ist bei diesen unbedingt auf das VDE-Prüfzeichen zu achten!

Löschmöglichkeiten in greifbarer Nähe halten
Grundsätzlich sollten auch Feuerzeuge und Streichhölzer sicher verwahrt sein, sodass Kinder keinen Zugang dazu haben.
In der Nähe von angezündeten Wachskerzen sollte immer eine Löschmöglichkeit vorgehalten werden, sei es eine Löschdecke, ein Löschspray oder auch nur ein Eimer mit Wasser.
Dr. Hermann Dinkler vom TÜV-Verband empfiehlt auch einen Pulver- oder Schaumfeuerlöscher, dessen Handhabung allerdings vorher gründlich eingeübt werden sollte: „Es ist wichtig, sich vorab mit dem Gerät vertraut zu machen. Im Ernstfall bleibt keine Zeit, um die Anleitung auf dem Feuerlöscher zu lesen, sondern man muss direkt wissen, was zu tun ist.“
Besteht jedoch Verletzungsgefahr, sollte man natürlich von eigenständigen Löschversuchen absehen und schnellstmöglich den Raum verlassen, die Tür schließen und den Notruf 112 absetzen.
Mitbewohner in Haus oder Wohnung sollten anschließend gewarnt und nach draußen begleitet werden, wobei auf keinen Fall Fahrstühle benutzt werden dürfen! Sie können in einer Brandsituation zur tödlichen Falle werden.
Unterstützung der Einsatzkräfte durch Bürgerinnen und Bürger
Dass man sich beim Eintreffen der Feuerwehrkräfte kooperativ zeigt, ihnen Schlüssel aushändigt und Zugänge und Zufahrten zur Brandquelle freihält, sollte sich von selbst verstehen. Der Landesbrandmeister von Schleswig-Holstein, Jörg Nero, bittet daher um Mithilfe: „Damit unsere Kameradinnen und Kameraden im Ernstfall schnell eine Wasserversorgung aufbauen können, sollten Unterflurhydranten frei von Schnee, Eis und Laub sein. Behalten Sie daher die Hydranten in Ihrer Umgebung im Blick und räumen Sie sie bei Bedarf frei. Achten Sie außerdem darauf, dass Ihre Hausnummer gut sichtbar und idealerweise beleuchtet ist, damit Einsatzkräfte Ihre Adresse einfacher und schneller finden können. Denken Sie daran, dass all diese Maßnahmen Ihrer eigenen Sicherheit und der Ihrer Mitmenschen dienen.“
Gefahren durch Elektrogeräte, Akkus und Batterien
Der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein greift im Advent auch das Thema der Akkus und Lithium-Ionen-Batterien auf. Einsätze im Zusammenhang damit sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen und gerade in der Weihnachtszeit stellen Lichterketten und elektronische Geschenke zusätzliche Risiken dar. Auch mehren sich billige und unter Sicherheitsaspekten fragwürdige Artikel am Markt. Sie neigen zu Überhitzung und können Kurzschlüsse verursachen. Minderwertige Produkte ohne Sicherheitszertifizierungen gehören nicht auf den Gabentisch. Doch selbst hochwertige Akkus können auf brennbaren Unterlagen wie Kissen oder Decken überhitzen und Brände verursachen. Keinesfalls sollten Akkus unbeaufsichtigt, z. B. über Nacht, laden. Sind sie beschädigt, müssen sie entsorgt werden – allerdings nicht im Hausmüll, sondern an den dafür vorgesehenen Sammelstellen. Zur Vermeidung von Kurzschlüssen sollte man die Pole vorher mit Klebeband abkleben.
Red.
Quellen: Feuerwehr Neuss, Silvia Oestreicher/Deutscher Feuerwehrverband (DFV), Christian Urban/FF Lehrte, Linda Roy/TÜV-Verband e. V., Christian Ponzel/GDV, Mareike Dahms, LFV Schleswig-Holstein
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