Alarmierende Zahlen: Studie zu Alkoholfahrten junger Menschen
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Allein im Jahr 2023 wurden in Deutschland 1.287 Alkoholunfälle von Autofahrenden zwischen 18 und 24 Jahren verursacht. Dabei kamen 18 Personen ums Leben und wurden 372 Personen schwer verletzt.

Aktuelle Studie
Das sind erschreckende Zahlen, mit denen sich die Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer aktuellen wissenschaftlichen Studie auseinandergesetzt und deren Ergebnisse kürzlich veröffentlicht hat. Junge Fahranfänger/-innen haben auch ohne Alkohol am Steuer ein erhöhtes Unfallrisiko.

Die Studie untersucht, wie es zu diesen Zahlen kommt und mit welchen Strategien man die häufigen Alkoholunfälle junger Fahrerinnen und Fahrer reduzieren bzw. sogar verhindern könnte. Was motiviert Fahranfänger/-innen dazu, nüchtern zu fahren? Um Antworten zu finden, wertete die UDV-Studie neben Unfalldaten und einschlägiger Literatur auch anhand einer Online-Umfrage die Aussagen von über 1.200 jungen Menschen zwischen 18 und 28 Jahren aus, die regelmäßig Auto fahren und zumindest hin und wieder Alkohol trinken. Darüber hinaus wurden mit 14 Teilnehmenden Fokusinterviews geführt und weitere statistische Analysen vorgenommen.
Selbstüberschätzung und Wissenslücken
In der Jugend fühlt man sich häufig unverletzbar und hat noch keine realistische Gefahreneinschätzung. Dies betrifft auch die Gefahr des Autofahrens unter Alkoholeinfluss. Sogenannte „Trink-Fahr-Konflikte“, bei denen junge Menschen zwischen dem Fahren und dem Konsum von Alkohol entscheiden müssen, können von ihnen noch nicht verantwortlich gelöst werden. Dazu trägt auch bei, dass die Meinung des Freundeskreises, der Gruppe, mit der man unterwegs ist, in diesem Alter eine besonders große Rolle spielt. Sind die anderen kein Vorbild in Sachen Alkoholverzicht, sind junge Menschen leichter geneigt, sich daran anzupassen und das gefährliche Verhalten zu übernehmen.

Schlechte Vorbilder und erhöhtes Unfallrisiko
Auch die Vorbilder in der Familie spielen eine immense Rolle. Wenn jugendliche Fahrer/-innen zuhause nicht vorgelebt bekommen, dass Fahren und Trinken sich ausschließen sollten, empfinden sie keinen moralischen Konflikt, wenn sie sich trotz Alkoholkonsums ans Steuer setzen. Dies ist eines der Ergebnisse der UDV-Studie zur Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Dabei ist deren Unfallrisiko verglichen mit Erwachsenen mittleren Alters ein dreieinhalbmal (18–20 Jahre) bzw. doppelt (21–24 Jahre) so großes, gemessen an ihren Fahrstrecken.

Alkohol für Fahranfänger/-innen verboten
Aus gutem Grund ist daher bis zum 20. Lebensjahr Alkohol am Steuer komplett verboten. UDV-Leiterin Kirstin Zeidler bezeichnet dies als „eine Art Schutzschild vor sich selbst und äußeren Einflüssen“ für die 18- bis 20-jährigen Fahranfängerinnen und Fahranfänger. Nur die wenigsten von ihnen wollen riskieren, ihren Führerschein zu verlieren, und dieses Argument wird auch von Gleichaltrigen akzeptiert.
Leider ändert sich diese Situation häufig, wenn es ihnen ab dem Alter von 21 Jahren erlaubt ist, unter zumindest geringen Alkoholmengen zu fahren. Sie nutzen die aufgehobene Einschränkung aus – vielfach, ohne zu wissen, dass rechtliche Konsequenzen auch schon unterhalb der Promillegrenze von 0,5 möglich sind.


Forderungen und Vorschläge der UDV
Zu den Forderungen der UDV gehört, bereits während des Fahrunterrichts über Trink-Fahr-Konflikte zu sprechen und verpflichtend den Umgang mit ihnen zu trainieren und verschieden Reaktionsmöglichkeiten einzuüben. Gleichzeitig plädiert sie für schärfere Alkoholkontrollen, damit junge Fahrer/-innen ein laxes Vorgehen der Polizei nicht als Normalität erleben. Außerdem sollte geprüft werden, ob das Alkoholverbot bis zum Alter von 24 Jahren, also bis zum Ende der Fahranfänger- und Jugendlichkeitsrisikophase, ausgedehnt werden könnte (§ 24c Straßenverkehrsgesetz). Im Idealfall würde nüchternes Fahren damit zur Gewohnheit und das Unfallrisiko könnte sich reduzieren bzw. „normalisieren“.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist ein umfangreiches Angebot an Fahralternativen durch den ÖPNV, durch Fahrgemeinschaften oder z. B. Taxifahrten zum halben Preis („Fifty-Fifty-Taxi“).
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) |
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist ein wichtiger Know-how-Träger und einer der größten Auftraggeber für universitäre und außeruniversitäre Forschung zur Verkehrssicherheit in Deutschland. Sie pflegt den nationalen und internationalen Austausch mit Politik, Behörden und Forschungsinstituten. Die UDV ist als Forschungsinstitution ausschließlich der Verkehrssicherheit verpflichtet. An der Auswahl der Forschungsprojekte und der Auftragnehmer wirken u. a. der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR), die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) und die Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie (DGVP) mit. |
Red.
Quelle: Kirstin Zeidler, Leiterin Unfallforschung der Versicherer (UDV)
Hinweis der Redaktion zum Bildmaterial: Dies haben wir der digitalen Pressemappe der Polizeiinspektion Stade entnommen, um das erhöhte Unfallrisiko von jungen Fahreranfänger/-innen zu verdeutlichen. Alkohol spielte nach den vorliegenden Informationen bei den geschilderten Unfällen wohl keine Rolle. Das Unfallgeschehen kann in anderen Landkreisen ähnlich sein.
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