FF Markkleeberg – Neu eingekleidet

2024_05

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Neue Herausforderungen im Einsatz und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Kontamination an Einsatzstellen erforderten die Beschaffung neuer Schutzkleidung. Dabei arbeiteten Hersteller, Vertrieb und Wehrleitung eng zusammen und konnten so neue Maßstäbe setzen.


Erschienen in: FEUERWEHR Ausgabe 5/2019

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Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Markkleeberg (LK Leipzig, SN) ist in Bezug auf Ausrüstung und Personal eine grundsätzlich gut ausgestattete Feuerwehr. Im April 2019 wurde die Einsatzschutzkleidung für alle aktiven Kameradinnen und Kameraden durch eine Neuanschaffung ersetzt, die in Sachsen neue Maßstäbe bei der Ausrüstung von Feuerwehren setzt. Eine moderne und den aktuellen Normen entsprechende Einsatzschutzkleidung wurde in der Stadt Markkleeberg immer getragen, doch in Bezug auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum „Feuerkrebs“ und den geänderten Herausforderungen im Feuerwehrdienst entschied man sich, ein neues Modell einzuführen.

Im Oktober 2018 erfolgte eine Ausschreibung, die an den Hersteller folgende Rahmenbedingung vorgab:

  • Die neue Schutzkleidung sollte helles Obermaterial haben, um Verschmutzungen schneller erkennen zu können.
  • Bessere Reinigungsmöglichkeit
  • Materialauswahl und Eigenschaften müssen der EN  469 entsprechen.
  • Eine Reimprägnierung soll erst nach mindestens 25 Waschzyklen notwendig sein.
  • Integriertes Gurtsystem zur Selbstrettung.
  • Funktionale Beschreibungen von Taschen und Aufsätzen.

Das Interesse der Hersteller im Vorfeld war groß, den Zuschlag bekam der Hersteller Deva aus Tschechien, dessen Produkte durch die Firma Genius aus Lützen (LK Burgenlandkreis, ST) entwickelt und vertrieben werden. In den Vergabegesprächen wurden die in der Ausschreibung geforderten Bedingungen besprochen und ein Entwicklungspotenzial bzw. Erweiterungsmöglichkeiten erkannt. Gemeinsam mit dem Techniker Alexander Lohf und dem Markkleeberger Wehrleiter Frank Zieger wurde exklusiv ein verbessertes Modell des in der Einsatzjacke integrierten Sicherheitsgurtsystems entwickelt. Auch in der Anordnung und Funktionalität von Bauteilen an Jacke und Hose konnten die Markkleeberger Kameradinnen und Kameraden ihre Erfahrung einbringen.

Das Gesamtergebnis kann sich in Funktionalität, Qualität und Optik sehen lassen. Mit dem Modell der Schutzkleidung in Markkleeberg setzt der Hersteller einen neuen Maßstab bei professioneller, hochwertiger Schutzkleidung für Feuerwehren in Europa.

Technische Details

In der praktischen Umsetzung wurden 96 Sätze bestehend aus einer Hose und Jacke auf Basis des Models Gepard aus sandfarbener Faser gekauft. Zum Materialeinsatz kamen die Fasern Gladiator VFL 240 g/m², Fireblocker N  2L mit Gore Crosstec 140 g/m² und Iso Air 190 g/m². Auf die Oberflächen von Jacke und Hose wurden Reflexstreifen als Patch der Marke 3M Scotchlite 5690 series fire aufgebracht. In Kombination mit dem herausnehmbaren Nomex-Innenfutter, verstärkt durch ein Kevlarvlies, erreicht die Einsatzschutzkleidung beim durchschnittlichen Wärmeübergang (HTI 24) 27 s und schafft den Spagat mit einem Dampfdurchgangswert RET von 12. Somit ist bester thermischer Schutz bei höchster Atmungsaktivität garantiert. Durch das herausnehmbare Innenfutter lässt sich die Schutzkleidung einfacher reinigen, reparieren und begutachten. Auch ohne das Innenfutter kann der Oberstoff weiter im Einsatz, z. B. bei Technischen Hilfeleistungen, getragen werden. Ein roter Signalstoff am unteren Rückenteil der Jacke macht deutlich, dass der Anzug nicht mehr im Innenangriff beim Brandeinsatz eingesetzt werden kann bzw.die EN  469 nicht mehr erfüllt. Um die Widerstandsfähigkeit an besonders beanspruchten Stellen wie Schultern, Ellenbogen und Knien zu erhöhen, wurden Kevlarelemente aufgebracht. Die Reißfestigkeit des Oberstoffs beträgt knapp 2.000 N und beim Abriebtest überstand das Material über 100.000 Zyklen.

Verbessertes Gurtsystem

In die Einsatzjacke ist eine Gurtsystem vom Typ GIR S mit Cobra-Sicherheitsverschluss integriert und ersetzt den Feuerwehrsicherheitsgurt vollständig. Gemeinsam mit der Feuerwehr Markkleeberg wurde das Gurtsystem verbessert und schließt jetzt eine Fehlbedienung durch den Nutzer auch unter Stressbedingungen aus. Dies wird durch eine geschickte Anordnung von 2-Lock-Karabiner, Sicherungsleine und Cobra-Verschluss erreicht. Mittels Sicherungsleine ist ein Halten, Sichern und Rückhalten möglich. Im Korb der Drehleiter ist die Länge der Sicherungsleine optimal auf die Haltepunkte abgestimmt, um sich uneingeschränkt bewegen zu können und nicht herauszufallen. Zusätzlich wurde ein weiterer Tri-Lock-Karabiner zur Selbstrettung im Notfall ergänzt und die Anordnung der Bauteile für eine mögliche Einhandbedienung optimiert.

Erhöhte Funktionalität

Mit diesem neu entwickelten Modell eines Feuerwehrschutzanzugs hat die Stadt Markkleeberg maßgeblich in die Sicherheit ihrer Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr investiert. Unterstützt wurde die Kommune vom Freistaat Sachsen, der 50 % der Kosten aus Steuermitteln, auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes, zur Verfügung gestellt hat.

Mario Preller

 

Foto (Beitragsübersicht): © Daniel Wendt, Mario Preller

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