Pflege von Einsatzkleidung

2024_05

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Schutzkleidung nach EN 469 bzw. HuPF erfüllt höchste Leistungsanforderungen. Eine unsachgemäße Reinigung oder Imprägnierung kann ihre Funktionsmerkmale jedoch zerstören. Besondere Fachkenntnisse erfordert die Dekontamination der Kleidung nach der Exposition gegenüber Gefahrstoffen wie Asbest.


Erschienen in: FEUERWEHR Ausgabe 12/2019

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Feuerwehren müssen genau auf die Qualität ihrer Schutzkleidung achten. Dabei spielen etwa der Hitzeschutz, die mechanische Widerstandsfähigkeit, der Tragekomfort und die Atmungsaktivität eine Rolle. Auch die Waschbeständigkeit, die Abriebeigenschaften und eine gute Sichtbarkeit sind von Bedeutung. Damit die Funktionalität der Einsatzkleidung auch nach vielen Waschzyklen erhalten bleibt, müssen einige Aspekte berücksichtigt sein. Eine fachgerechte Reinigung und Pflege schont nicht nur die Kleidung selbst, sondern auch die Gesundheit ihrer Träger.

Kluge Beschaffung

Die richtige Pflege der Schutzkleidung beginnt bereits bei der Auswahl. Hier sollte auf einige Punkte besonders geachtet werden, etwa auf die Waschbarkeit der Reflexstreifen und Membranen. Auch die Pilling-Eigenschaften (Knötchenbildung) der Textilien sind zu berücksichtigen. In der Kleidung verwendete Polster sollten entweder herausnehmbar oder so fixiert sein, dass sie bei der Wäsche nicht verrutschen. Ebenso sollten in die Kleidung eingebrachte Absturzsicherungen abnehmbar sein, da sie nicht mit der Bekleidung zusammen gewaschen werden sollten. Alle Materialien, die fest mit der Bekleidung verbunden sind, sollten Waschtemperaturen bis zu 60 °C aushalten. Ideal ist zudem eine eindeutige Kennzeichnung der Textilien beispielsweise mit Barcodes, die ihre Historie (inkl. Herstellungsdatum, Träger, durchgeführte Waschzyklen, Reparaturen etc.) nachvollziehbar macht.

Waschvorbereitung bei kontaminierter PSA

Kontaminierte (z. B. im Brandeinsatz bzw. Innenangriff getragene) Einsatzkleidung erfordert bereits im Vorfeld der Reinigung einige Vorsichtsmaßnahmen und sollte generell gesondert der Reinigung zugeführt werden. Relevante Gefahrstoffe sind dabei vor allem:

  • polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (=PAK)
  • Asbest
  • Carbonfasern
  • Viren/Bakterien/Krankheitserreger
  • infektiöse Körperflüssigkeiten (z. B. Blut, Urin, Kot etc.)

Für den sicheren Transport kontaminierter Einsatzkleidung finden Plastiktüten oder besser spezielle Hygienebeutel Verwendung, in die die Kleidung direkt an der Einsatzstelle verpackt wird. Nur so lässt sich die Kontaminationsverschleppung ins Einsatzfahrzeug und in die Feuerwache vermeiden, um die Feuerwehrleute bzw. Mitarbeiter der Wäscherei zu schützen. Zu diesem Zweck werden auch spezielle PSA-Wäschebeutel angeboten.

Nach (Brand-)Einsätzen mit gefährlichen Stoffen sollte zunächst eine Grobsäuberung am Einsatzort erfolgen. Dies gilt auch für Einsätze mit Schaummitteln, da diese im Verdacht stehen, die Reflektoren der Kleidung zu gefährden. Anschließend wird die kontaminierte Schutzkleidung am Dekontaminationsplatz abgelegt, möglichst unter Einsatz von Staubfiltern (z. B. FFP2) und Einweghandschuhen. Überjacke und -hose, Hollandtuch bzw. Einsatzhaube sowie die Unterbekleidung werden in den Hygienebeutel gepackt. Helm, Stiefel und Handschuhe wandern jeweils extra in eine Plastiktüte.

Reinigung

Damit die Qualität und Funktionalität beim Waschen und Imprägnieren nicht leiden, sollten Taschen, Handschuhkarabiner und Rückencoller entfernt sowie Klettverschlüsse verschlossen oder abgedeckt werden. Im Idealfall leert der Träger schon an der Einsatzstelle die Taschen seiner Ausrüstung. Die Waschgänge sollten sortenrein erfolgen, also keine orangefarbenen und schwarzen Kleidungsstücke oder Baumwolle und Chemiefasern zusammen gereinigt werden.

Haushaltswaschmaschinen eignen sich generell nicht für die Reinigung von Schutzkleidung. Stattdessen empfiehlt sich die Verwendung professioneller Industriewaschmaschinen, die über spezielle Waschprogramme für die empfindlichen Textilien verfügen.

Damit die Einsatzkleidung beim Waschen mit ausreichend Wasser umspült wird, sollte auf Wassersparprogramme verzichtet und die Maschine nur mit dem halben Füllgewicht beladen werden. Eine Waschtemperatur von mind. 60 °C gewährleistet eine ausreichende Hygiene, wobei stets auch die Herstellerangaben beachtet werden sollten. Idealerweise wird jede Textilie in einem Wäschenetz gewaschen. Dies reduziert die Gefahr, dass Wäschestücke beim Waschen aneinander scheuern, sich verhaken oder die Reflexstreifen beschädigt werden.

Bei der Reinigung von Einsatzkleidung sollte auf speziell für die zu reinigenden Textilien hergestellte Industriewaschmittel zurückgegriffen werden. Waschmittel mit optischen Aufhellern bzw. Bleichmitteln sind ebenso tabu wie Weichspüler, da beides die Membranen zerstören kann. Die Waschmitteldosierung sowie das Waschprogramm müssen genau auf das Warengewicht der zu reinigenden Kleidung abgestimmt sein. Auch die Wasserhärte beeinflusst die korrekte Dosierung des Waschmittels.

Imprägnierung

Zur nachhaltigen Pflege der Schutzkleidung gehört auch ihre Imprägnierung. Wird diese nicht sachgemäß durchgeführt, können festgelegte Funktionsmerkmale der Einsatzkleidung zerstört werden. Im Vorfeld ist das gründliche Ausspülen der Kleidungsstücke unverzichtbar, damit sich keine Waschmittelreste auf der Bekleidung befinden (Alkalität!). Für die korrekte Imprägnierung muss zudem auf die richtige Menge an Imprägniermittel (entsprechend dem Warengewicht der Einsatzkleidung) geachtet werden. Der pHWert des Spülwassers sollte zwischen 5 und 5,5 liegen, und die Temperatur des Spülbads sollte mind. 40 °C betragen, damit das Imprägniermittel richtig auf die Textilien aufziehen kann.

Nach dem Imprägnierbad müssen die Textilien so ausgeschleudert werden, dass sie mit 70 – 75 % Restfeuchte noch tropfnass sind. Um die Imprägnierung zu fixieren, wird die Einsatzkleidung im Anschluss in einem auf mind. 80 °C vorgeheizten Trockner bei halbem Füllgewicht angetrocknet. Da die Imprägnierung auf einer Fluorcopolymerdispersion basiert, erfolgt ihre Fixierung durch Kondensation unter Hitzeeinwirkung. Optimal sind dabei Fixierzeiten von 5 min bei einer Trocknereingangstemperatur von 110 bis 140 °C. Diese hängt auch vom Material der Einsatzkleidung ab und kann variieren, weshalb unbedingt die Herstellerangaben berücksichtigt werden sollten. Die Mindestfixierungstemperatur liegt bei 80 °C, allerdings sollte dann die Trocknungsdauer verlängert werden. Nach der Fixierung im Trockner müssen die noch feuchten Textilien in einem Trockenraum vollgetrocknet werden. Anschließend erfolgt eine Kontrolle auf Sauberkeit und Beschädigungen sowie (mittels spezieller Messgeräte) auf die Reflexionsfähigkeit der Reflektorstreifen.

Eigenwäsche oder Wäscherei?

Für viele Feuerwehren stellt sich die Frage, ob die PSA selbst gewaschen oder eine Wäscherei beauftragt werden soll. Beides bringt Vor- und Nachteile mit sich. Wenn die Feuerwehr selbst reinigt, bleibt sie von externen Anbietern unabhängig und kann die schnelle Verfügbarkeit der PSA sicherstellen. Andererseits ist auch die kostenintensive Einrichtung einer Wäscherei mit passender Ausstattung (geeignete Industriewaschmaschinen und Trockner, Spezialwaschmittel und Imprägniermittel etc.) in der Feuerwache notwendig. Zudem verfügt das Feuerwehrpersonal meist nicht über die Fachkenntnis zur Reinigung und Pflege der PSA. Deren Aneignung bringt einen hohen Zeitaufwand und ggf. höhere Personalkosten mit sich. Eine nicht fachgerechte Pflege kann die Einsatzkleidung beschädigen. So können etwa Fehler bei der Auswahl und Dosierung des Waschmittels, ein falscher pH-Wert oder Restalkalität auf der Bekleidung während des Imprägnierungsprozesses zur Beschädigung von Membranen und Reflexstreifen führen.

Es kann daher eine sinnvolle Entlastung sein, die Pflege der Schutzkleidung einer professionellen Wäscherei zu übertragen. Diese verfügt über ausgebildetes Fachpersonal und eine moderne Wäschereitechnik sowie speziell auf die jeweiligen Textilien abgestimmte Wasch- und Trocknungsverfahren. Häufig wird auch eine fachgerechte Reparatur und Instandsetzung angeboten. Insgesamt kann die Zusammenarbeit mit einer Wäscherei die Haltbarkeit der Textilien um rund ein Drittel der üblichen Einsatzzeit verlängern. Die Kehrseite ist die Abhängigkeit von einem externen Dienstleister und die zeitverzögerte Verfügbarkeit der PSA.

Wann muss PSA ersetzt werden?

Sollten bei der Kontrolle der Einsatzkleidung Defekte auffallen, muss eine Reparatur erfolgen. Dabei muss unbedingt auf die hierfür zugelassenen Materialien zurückgegriffen werden. In manchen Fällen ist es jedoch auch notwendig, die betroffenen Teile zu ersetzen. Dies ist besonders bei folgenden Indikationen der Fall:

  • nach thermischer Belastung: Sie macht den Stoff hart und brüchig, teilweise kommt es zu Farbveränderungen.
  • nach dem Kontakt mit größeren Mengen unbekannter Chemikalien
  • wenn Membranen beschädigt sind, z. B. bei Abscheuerungen durch das Tragegestell des Pressluftatmers
  • wenn Reflexstreifen verschlissen, großflächig beschädigt oder abgerissen sind
  • bei anderen, größeren Beschädigungen wie Löchern oder Rissen
  • bei großflächig anhaftendem, nicht lösbarem Schmutz, z. B. Teer oder Kautschuk

Dekontamination bei Asbestbelastung

Zu den bereits 2007 vom IARC (Internationale Agentur für Krebsforschung, eine Unterorganisation der WHO) benannten Karzinogenen im Brandrauch zählt u. a. auch Asbest. Professionelle Waschverfahren müssen daher die Entfernung von Asbestverunreinigungen aus Einsatzkleidung sicherstellen. Doch bislang fehlte ein standardisiertes Testverfahren zur objektiven Beurteilung der diesbezüglichen Reinigungsleistung. Daher riefen das akkreditierte Asbest-Prüflabor CRB Analyse Service GmbH und die Spezialwäscherei für Persönliche Schutzausrüstung Meyer und Kuhl Spezialwäschen GmbH ein gemeinsames entsprechendes Forschungsprojekt ins Leben. Im Zuge der Entwicklung des objektiven Testverfahrens untersuchten sie auch den Einfluss unterschiedlicher Stoffarten auf den Reinigungserfolg. Die Untersuchungen berücksichtigten die bei PSA üblichen textilen Stoffe Nomex, PBI und X55 sowie Baumwollstoffe. Kontaminiert wurden die Proben mit den beiden am häufigsten technisch verwendeten Asbesttypen Chrysotil („Weißasbest“) und Amosit („Braunasbest“).

Zusammenfassung des Testverfahrens

Von jeder Stoffart wurden zunächst drei Musterstücke zugeschnitten, von denen jeweils eines mit Chrysotil und Amosit und eines nur mit Amosit kontaminiert wurde. Die dritte Probe wurde jeweils unbelastet als Kontrollstück verwendet. Zum Zweck der Kontamination wurden die Proben jeweils in einem verschlossenen Kunststoffbeutel mit den Asbestflocken aufgeschüttelt, darin bewegt und schließlich noch mittig gefaltet und die zugewandten Oberflächen aneinandergerieben. Diese Art der Kontamination simuliert ein Worstcase-Szenario im Feuerwehreinsatz: den direkten Kontakt mit asbesthaltigem Stoff sowie herunterrieselnden Asbeststaub.

Nach der Wäsche wurden zunächst die Waschlauge und das Spülwasser von acht der zwölf Proben auf Rückstände untersucht. Die gereinigten Stoffmuster wurden zudem mittels eines Rasterelektronenmikroskops auf anhaftende Asbestfasern kontrolliert. Schließlich wurden Teilproben der gewaschenen Stoffmuster in einem Muffelofen verascht und die Asche rasterelektronenmikroskopisch als Suspersionspräparat in Anlehnung an VDI 3866, Blatt 5, Anhang B:2017-06 analysiert.

Ergebnisse

Die Untersuchungen ergaben, dass das in der Spezialwäscherei entwickelte Waschverfahren insgesamt geeignet ist, die für Feuerwehreinsatzkleidung gängigen Stoffarten nennenswert von Asbest zu reinigen:

  • Chrysotilasbest konnte in keiner der Stoffproben nach dem Waschvorgang nachgewiesen werden. Für dieses am häufigsten verwendete Asbestmineral konnte also eine Reinigungsleistung von 100 % nachgewiesen werden
  • Bei Amositasbest war nach dem Waschvorgang eine geringe Restkontamination nachweisbar. Dabei konnte die Faserbelastung durch Amositasbest je nach Stoffart um einen Betrag von 94 % (Baumwolle) bis zu 99,9 % (Nomex) reduziert werden.
  • Diese Zahlen zeigen, dass sich die für Einsatzkleidung üblichen Textilarten besser reinigen lassen als Baumwollstoff.

Bezüglich der verbleibenden Restkontamination mit Amositasbest ist nach Ermessen der Studienbetreiber nicht zu erwarten, dass sich die nadelförmigen, tief im Stoff verzahnten Amositfasern bei einem weiteren Gebrauch der Textilien aus dem Stoff lösen und zu einer Gefährdung für Mensch und Umwelt führen.

Das entwickelte Testverfahren scheint insgesamt geeignet, die Reinigungsleistung bei einer vergleichbaren Asbestkontamination objektiv zu beurteilen.

DIE WICHTIGSTEN PRAXISTIPPS

  • Vor dem Waschen alle Taschen leeren und nicht waschbare Teile entfernen.
  • Klettverschlüsse schließen bzw. abdecken
  • Wäschenetze verwenden.
  • Sortenrein waschen (z. B. keine verschiedenen Farben und Materialien miteinander waschen).
  • Keine Waschmittel mit optischen Aufhellern bzw. Bleichmitteln und keinen Weichspüler verwenden.
  • Maschinen nicht überladen (halbes Füllgewicht) und keine Sparprogramme verwenden. Idealerweise das „Feuerwehrprogramm“ nutzen.
  • Industriewaschmittel mit der richtigen Dosierung verwenden.
  • Korrekte Waschtemperatur beachten (Herstellerangaben berücksichtigen).
  • Imprägnierung mit der richtigen Dosierung, Temperatur und pH-Wert.
  • Auf korrekte Trockentemperatur (siehe Herstellerangaben) und Restfeuchte achten.
  • Überprüfung der Kleidung auf Einsatzfähigkeit bzw. Beschädigungen.

Weitere Informationen sowie die gesamte Studie zum Download unter: www.meyerundkuhl.de/testverfahren-waschleistung-feuerwehrtexilienasbest-belastung

Axel Meyer, Sarah Altendorfer, Foto: Michael Arning

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