Köln: Wohnhausbrand fordert Todesopfer

2024_05

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Feuerwehr löst Großalarm aus und rettet vier Menschen aus brennendem Altbau. Feuerwehrmann wird bei Löscharbeiten verletzt.

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Einsatzstelle An St. Magdalenen (Foto: Feuerwehr Köln)

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Einsatzstelle An St. Magdalenen (Foto: Feuerwehr Köln)

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Einsatzstelle An St. Magdalenen (Foto: Feuerwehr Köln)

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Am Mittwochabend (24.10.2018) alarmierte die Leitstelle der Feuerwehr Köln um 17:50 Uhr zwei Löschzüge sowie Rettungsdienstfahrzeuge zu einem Brand in das Kölner Severinsviertel in der Altstadt-Süd. Voraus gegangen waren zahlreiche Notrufe die von einem bereits ausgedehnten Brand sowie im Gebäude eingeschlossenen Menschen berichteten.

Bereits auf der Anfahrt war eine starke Rauchentwicklung über der Kölner Südstadt zu erkennen. In der Straße An St. Magdalenen spielten sich bei Eintreffen der Rettungskräfte dramatische Szenen ab.

In einem viergeschossigen Mehrfamilienhaus drang dichter Rauch aus sämtlichen Fenstern, dem Hauseingangsbereich wie auch aus dem Dach. In verschiedenen Etagen konnte ein fortentwickelter Brand festgestellt werden. Zwei Hausbewohner flüchteten vor dem Feuer auf das Dach des Gebäudes und konnten dort umgehend durch eine Drehleiter der Feuerwehr gerettet werden, wie auch eine Person, welche an einem der vom Rauch beaufschlagten Fenstern aus einer der oberen Etagen um Hilfe schrie.

Eine weitere Person konnte durch die Feuerwehr fußläufig aus dem Gebäude gerettet werden. Alle vier Personen erlitten Rauchvergiftungen. Drei gelten als leichtverletzt und eine vierte Person als mittelschwer verletzt. Zur weiteren medizinischen Behandlung erfolgten nach notärztlicher Erstversorgung Transporte in umliegende Krankenhäuser.

Feuerwehrmann verletzt

Während der Löscharbeiten wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt. Auch er wurde nach rettungsdienstlicher Erstversorgung in ein Krankenhaus transportiert und nach ambulanter Behandlung noch am Abend aus dem Krankenhaus entlassen.

Parallel zu den Maßnahmen zur Menschenrettung über Drehleitern wurde eine Menschenrettung und Brandbekämpfung über den Hauseingang durchgeführt. Bedauerlicherweise stießen die im Innenangriff tätigen Einsatzkräfte, bereits im Treppenraum auf Höhe des ersten Obergeschosses auf ein erstes Todesopfer. Ein zweites Todesopfer konnte nur wenige Meter danach, oberhalb im Treppenraum gefunden werden.

 

 

Vollbrand auf mehreren Etagen

Der Treppenraum wie auch angrenzende Wohnungen befanden sich bereits zu diesem Zeitpunkt  auf mehreren Etagen im Vollbrand. Durch die enorme Brandentwicklung stürzten Teile des hölzernen Treppenraumes ein. Ein weiteres Vordringen im Gebäudeinnern über den Treppenraum, war für die Einsatzkräfte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich.

Der voll entwickelte Brand breitete sich in rasanter Geschwindigkeit vom ersten Obergeschoss bis in das Dach des Gebäudes aus. Um eine bevorstehende Brandausbreitung auf beide Nachbargebäude zu verhindern, wurde über zwei Drehleitern wie auch aus beiden Nachbargebäuden heraus ein massiver Löschangriff vorgetragen.

Auch von der Gebäuderückseite wurden Löschrohre zur Brandbekämpfung eingesetzt. Zwei zusätzliche Drehleitern wurden an weiteren Nachbargebäuden in Bereitstellung gebracht um im Falle einer Brandausbreitung umgehend einen Löschangriff einzuleiten. Dies wurde glücklicherweise nicht notwendig.

Beide direkten Nachbargebäude wurden durch Einsatzkräfte geräumt. Die Bewohner wurden am nahegelegenen Severinskirchplatz in Bussen der Feuerwehr betreut. Hier wurden auch Notfallseelsorger verschiedener Konfessionen zur seelsorgerischen Betreuung eingesetzt. Auch die Kirche St. Severin öffnete ihre Türen und bot Betreuung an.

Löscharbeiten gestalteten sich als äußerst schwierig

Bei dem Wohngebäude handelt es sich um einen Altbau, welcher neben einem hölzernen Treppenraum auch über Holzdecken verfügt. Aufgrund der massiven Brandeinwirkung in den verschiedenen Etagen, bestand für die eingesetzten Feuerwehrleute die Gefahr eines Einsturzes, da auch die hölzernen Deckenkonstruktionen vom Brand in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nur unter enormer Eigengefährdung konnten die Einsatzkräfte über Drehleitern durch die Fenster in das Gebäude einsteigen um in den Wohnungen nach weiteren Menschen zu suchen und den Brand zu bekämpfen. Auch nach über fünf Stunden war der Brand noch nicht unter Kontrolle. Im Einsatzverlauf kam neben dem Einsturz von Teilen des Treppenraumes zum Teileinsturz des zum Hinterhof gelegenen Daches.

Zwischenzeitliche Meldungen, dass weitere Personen vermisst werden, können nicht bestätigt werden. Aufgrund der vorherrschenden Einsturzgefahr konnten bislang noch nicht alle Bereiche des Gebäudes abgesucht werden.

Sicherungsmaßnahmen und Unterbringung der Bewohner

Zur Beurteilung der Standsicherheit und Tragfähigkeit einzelner Gebäudeteile wurde neben dem Technischen Hilfswerk auch ein Prüfstatiker hinzugezogen. Das Gebäude gilt derzeit als standsicher. Eine Einsturzgefahr für das Gebäude besteht nach derzeitigen Erkenntnissen nicht. Für die noch vorhandenen Treppen wie auch teilweise Decken besteht Einsturzgefahr. Ein Betreten ist teilweise nicht mehr möglich, andere Gebäudeteile sind nur durch besondere Sicherungsmaßnahmen zu betreten.

Das städtische Amt für Wohnungswesen kümmert sich um die adäquate Unterbringung der Bewohner von derzeit drei Wohngebäuden, die aktuell nicht bewohnbar sind. Akut musste nur eine Person untergebracht werden, eine weitere wurde von der Kirche St. Severin aufgenommen. Neun weitere Menschen kommen zunächst bei Freunden und Verwandten unter. Eine weitere Kontaktaufnahme mit diesen Menschen erfolgt morgen durch das Wohnungsamt um auch für die nächsten Tage eine geeignete Unterkunft zur Verfügung zu stellen.

Großalarm und Bevölkerungswarnung

Bereits nach Eintreffen der ersten Einsatzkräfte wurden noch vor 18 Uhr weitere Rettungskräfte nachalarmiert. Zunächst wurde auf Alarmstufe 3 erhöht, kurz darauf wurde für die Feuerwehr Köln Großalarm ausgelöst.

In der Hochphase des Einsatzes waren gut 185 Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr im Zusammenhang mit dem Brandeinsatz gebunden. 135 davon vor Ort in der Kölner Südstadt, zusätzliche 50 Einsatzkräfte besetzten die verwaisten Wachen der Berufsfeuerwehr. Auch Spezialkräfte der Freiwilligen Feuerwehr für die Bereiche Löschwasserversorgung, Fernmeldedienst, Umweltschutzdienst sowie Versorgung und Logistik wurden vor Ort eingesetzt. Atemschutzgeräte wurden im Verlauf des Einsatzes gut 60 Stück eingesetzt.

Der Leitende Notarzt der Stadt Köln koordinierte die rettungsdienstlichen Tätigkeiten wie auch die Betreuung von Betroffenen vor Ort.

Aufgrund der enormen und weithin sichtbaren Rauchentwicklung wurde frühzeitig eine Bevölkerungswarnung durch die Feuerwehr herausgegeben. Über die WarnApp Nina, Radio Köln und die Online sowie Social Media Angebote der Stadt Köln wurden betroffene Menschen im südlichen Innenstadtbereich gebeten Fenster und Türen zu schließen sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten.

Parallel zu den Einsatzmaßnahmen in der Südstadt lief ein Messeinsatz um die Schadstoffkonzentrationen in der Luft zu bewerten. Neben dem Nahbereich zur Einsatzstelle, wurden bis in den rechtsrheinischen Stadtteil Poll weiträumig Luftmessungen mit Spezialfahrzeugen durchgeführt. Die Messungen wurden kontinuierlich fortgeführt. Die Messwerte waren durchweg unauffällig, lediglich eine Geruchsbelästigung konnte in Teilbereichen festgestellt werden. Die Warnung der Bevölkerung konnte nach gut drei Stunden zurück genommen werden.

Status Quo und weiteres Vorgehen

Kurz vor Mitternacht konnte „Feuer unter Kontrolle“ gemeldet werden. Durch den Einsatz von speziellen Löschgeräten konnte der Brand nach rund sechs Stunden unter Kontrolle gebracht werden. Spezielle Löschlanzen wurden in entlegene und schwer zugängliche Bereiche in Decken und Dachkonstruktion getrieben. Über diese Löschlanzen wurde dann Netzwasser abgegeben um versteckte Brandnester zu löschen. Insbesondere bei den alten Holzdecken und deren Dämmfüllung führte dies zum erhofften Löscherfolg.

Aktuell flammen immer wieder kleinere Glutnester auf. Zur Bekämpfung dieser, verbleibt ein Löschzug der Berufsfeuerwehr die ganze Nacht vor Ort um im Bedarfsfall umgehend eingreifen zu können.

Bei Tageseinbruch werden Sicherungs- und Abstützmaßnahmen in Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk und einem Statiker der Stadt Köln abgestimmt. Eine abschließende Kontrolle des gesamten Gebäudes durch die Feuerwehr ist für morgen vorgesehen.

Was zu diesem verheerenden und tragischem Brand führte, ist derzeit völlig unklar. Das zuständige Kommissariat der Kriminalpolizei Köln hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.

Die am Einsatz beteiligten Kräfte stammten von nahezu allen Feuer- und Rettungswachen der Berufsfeuerwehr sowie von vielen Standorten der Freiwilligen Feuerwehr Köln. Neben der Feuerwehr waren weitere städtische Ämter, die Polizei Köln sowie die Rheinenergie als Energieversorger am Einsatz beteiligt.

FW Köln

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