Großtierrettung: Sam im Einsatz

2024_05

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Auch auf dem Lande haben immer weniger Feuerwehrangehörige Erfahrungen mit ­großen Tieren. In Waldaschaff (BY) fand kürzlich ein Pilotlehrgang zur Rettung von Pferden und ­Rindern statt.

Um Spezialgurte unter dem Dummy anlegen zu können, werden den Teilnehmern verschiedene Fädeltechniken vermittelt. (Foto: T. Birkner)

Sam wiegt 200 kg, kommt aus Großbritannien und ist ein lebensgroßer, mit beweglichen Gelenken versehener Pferdedummy. Verladen in einem Pferdeanhänger bietet er seinem Besitzer Lutz Hauch aus Aldenhoven in Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit, bundesweit mit Einsatzkräften die Rettung von Großtieren fach- und tierschutzgerecht praxisnah zu trainieren.

Breites Einsatzspektrum

Als zertifizierter Großtierretter verbindet Lutz Hauch seine Erfahrungen als langjähriger  Berufsfeuerwehrmann, Trainer für Pferde mit Verhaltensauffälligkeiten und Pferdesanitäter. Sein Ziel ist es, ein Rettungskonzept für Großtiere, das sich in Großbritannien bereits seit rund 15 Jahren bewährt hat, auch in Deutschland zu etablieren. Tiere in Notlagen beschäftigen immer wieder die Feuerwehren. Alle Rettungseinsätze verlangen den beteiligten Einsatzkräften ein hohes Maß an Konzentration, Leistung und verantwortungsbewusstem Handeln ab. Dabei ist es nicht immer die verstiegene Katze auf dem Baum, die ohne Hilfe der Feuerwehr nicht mehr weiterkommt. Vor allem das Befreien eines Pferdes aus einer Notlage oder eines Rindes aus einer Güllegrube stellt die Mannschaften immer wieder vor neue Herausforderungen. Ab und zu gilt es auch, erkrankte oder verunfallte Tiere in Zoos wieder auf ihre eigenen Beine zu stellen. Unfälle mit Großtieren ereignen sich glücklicherweise nicht alltäglich.

Einweisung in die Geräteablage (Foto: T. Birkner)

Großes Gefahrenpotenzial

Wie groß das Gefahrenpotenzial wirklich ist, wird angesichts einiger Zahlen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung deutlich: In Deutschland gibt es knapp zwei Millionen Reiter und rund eine ­Million Pferde und Ponys. Jährlich finden rund 4.000 Turniere statt, zu denen Pferde mit Transportfahrzeugen unterwegs sind. Gerade bei Notlagen mit Pferden oder Rindern ist oft Improvisationstalent, verbunden mit Sicherheitsrisiken für Mensch und Tier, gefordert. Ob bei einem verunfallten Tiertransporter auf der Autobahn, bei einem Reitunfall im unwegsamen Gelände oder bei einem Feuer in einem Stall eines landwirtschaftlichen Anwesens: Es gilt, gefährdete Tiere in einer für sie stressigen Situation unter Beachtung der Eigensicherung zu retten. Dabei steht auch nicht immer sofort ein Tierarzt zur Verfügung. Bis vor kurzem gab es keine grundlegende Ausbildung für derartige Fälle.

Erster Lehrgang in Bayern

Zwanzig Einsatzkräfte aus den Feuerwehren Kahl am Main, Laufach, Schöllkrippen, Hörstein, Heimbuchenthal, Waldaschaff, Hohl, Mainaschaff, Goldbach und Mömbris aus dem Landkreis Aschaffenburg besuchten auf Initiative der Kreisbrandinspektion Aschaffenburg einen der ersten Lehrgänge seiner Art in Bayern. Um für künftige Großtierrettungen gerüstet zu sein, nahmen sie an einem Sicherheitstraining teil, das mit einem theoretischen und praktischen Abschnitt im unterfränkischen Waldaschaff stattfand. Als Trainer für diesen in Bayern wohl eher seltenen Lehrgang dieser Art konnte dabei Lutz Hauch von Com Cavalo gewonnen werden. Für die Teilnahme am Seminar ist außer der persönlichen Schutzkleidung kein Sondergerät notwendig.

Das Anlegen eines Notfallhalfters will gelernt sein (Foto: T. Birkner)

Das Sicherheitstraining besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im ersten zweistündigen Seminar wird den Teilnehmern zunächst Grundlagenwissen vermittelt. Dazu gehören Themen wie Wahrnehmung und Reaktionen von Tieren in Stresssituationen. Dabei erkennt man, dass der Einsatz eines Kranwagens, einer Drehleiter oder eines Frontladers zum Anheben eines Tieres nicht immer förderlich und auch nicht notwendig ist. Stattdessen wird das Befolgen von fünf Grundregeln Teil des Erfolgs einer professionellen Tierrettung sein (siehe Kasten).

Sind die Grundlagen im ersten Seminarteil gefestigt, geht es um die Praxis. Dabei steht der rund 10.000 Euro teure und vollbewegliche Pferdedummy Sam immer wieder im Mittelpunkt der einzelnen Übungen. Am Seminarende zeigte sich, dass der erste Lehrgang dieser Art im Landkreis Aschaffenburg ein voller Erfolg war.

Th. Birkner

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