72. Delegiertenversammlung des DFV

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154 Delegierte aus ganz Deutschland, Gäste aus Frankreich, Österreich, Kroatien und vom Weltfeuerwehrverband CTIF sowie Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft trafen sich am 8. November 2025 zur 72. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) in Quedlinburg (ST). Sie betonten die Bedeutung grenzübergreifender Zusammenarbeit angesichts aktueller Krisen.

72. Delegiertenversammlung des DFV: Die Delegierten und das Präsidium lauschen den Ausführungen von Milan Dubravac, Präsident des Weltfeuerwehrverbandes CTIF. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)
72. Delegiertenversammlung des DFV: Die Delegierten und das Präsidium lauschen den Ausführungen von Milan Dubravac, Präsident des Weltfeuerwehrverbandes CTIF. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)

Kernthema Internationales Feuerwehr-Netzwerk

Die Anwesenden waren einstimmig der Überzeugung: „Bevölkerungsschutz kann nur gemeinsam gelingen und wir können grenzübergreifend viel voneinander lernen.“ Es ging um den dringend erforderlichen gesamtgesellschaftlichen Ansatz bei der großen Aufgabe, mit den Herausforderungen angesichts geopolitischer Krisen umzugehen.

Sicherheit und gesellschaftliche Resilienz durch Aufklärung

DFV-Präsident Karl-Heinz Banse hob angesichts vielfältiger wachsender Bedrohungen hervor, dass man nicht „in der Lage leben“ könne, sondern vorbereitet sein müsse. Seine Erfahrungen mit Fachveranstaltungen z. B. in Japan hätten ihm gezeigt, dass es möglich sei, die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung zu stärken. Die Forderung von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, Selbsthilfe schon in der Schule zu lehren, unterstützte er und bekräftigte, die Feuerwehren stünden dafür ein, „dass Sicherheit, Bildung und gesellschaftliche Resilienz Hand in Hand gehen!“

Mahner mit Weitblick: Wie bei zahlreichen anderen Gelegenheiten, betonte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse auch auf dieser Veranstaltung erneut die Bedeutung von Prävention und Resilienzstärkung. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)
Mahner mit Weitblick: Wie bei zahlreichen anderen Gelegenheiten, betonte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse auch auf dieser Veranstaltung erneut die Bedeutung von Prävention und Resilienzstärkung. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)

Dr. Tamara Zieschang, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, wies darauf hin, dass die Einsatzzahlen angesichts zunehmender Extremwetterereignisse in der Zukunft noch steigen würden. Darum seien auf Ebene der Landkreise zahlreiche Investitionen geplant. Zugleich müsse es mehr Klarheit zum Aufgabenumfang und zu Personalfragen – Stichwort Mehrfachverwendung – geben.

Feuerschutzsteuer-Anteil für Feuerwehren gefordert

„Der „Operationsplan Deutschland“ stellt neue Anforderungen an die Feuerwehren. Darum hob Banse das Bewusstsein für ihre besondere Rolle in Staat und Gesellschaft hervor. Bundesaufgaben dieser Art, aber auch Aufgaben im Zivilschutz könnten ohne kommunale Feuerwehren gar nicht gestemmt werden. Angesichts der angespannten finanziellen Lage forderte der DFV-Präsident, 0,1 % des Aufkommens der Feuerschutzsteuer für Feuerwehren in Deutschland zur Verfügung zu stellen.

Durch die veränderte Lage in der Welt rückt der Zivilschutz weiter ins Blickfeld. (…) Da sind große Aufgaben viele Jahre lang liegengeblieben: Das ist mittlerweile angekommen!“, sagte auch Dr. Christoph Hübner, Stellv. Leiter der Abteilung Krisenmanagement im Bundesministerium des Innern. Götz Ulrich, Vizepräsident des Deutschen Landkreistags, nannte die Feuerwehren ein „verbindendes Element zwischen Alltag und Ausnahmefall“. Um dieses Schutzsystem handlungsfähig zu erhalten, sei die Nutzung der Finanzierungsmöglichkeiten durch den Bund für die Feuerwehren unerlässlich.

Einheitliche Ausbildung für internationalen Einsatz

„Die einheitliche Ausbildung ist ein Eckpfeiler der europäischen Zusammenarbeit – wenn sich die Folgen des Klimawandels weiter fortsetzen, wird dies wichtiger denn je“, erklärte Karl-Heinz Banse. Er verwies auf das EU-Katastrophenschutzverfahren RescEU, in dem sich europäische Einsatzkräfte gegenseitig helfen. Außerdem betonte er, wie wichtig der neu gegründete Verband der Feuerwehren in der Europäischen Union sei.

Internationale Gäste: Das grenzübergreifende Netzwerk ist in Zeiten der Krise besonders wichtig. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)
Internationale Gäste: Das grenzübergreifende Netzwerk ist in Zeiten der Krise besonders wichtig. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)

Grenzübergreifende Kooperation

Das internationale Netzwerk der Feuerwehren und ihrer Verbände spiegelte sich auf der Veranstaltung in Quedlinburg wider, bei der u. a. Milan Dubravac, Präsident des Weltfeuerwehrverbandes CTIF, Robert Mayer, Präsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes, Slavko Tucakovíc, Kroatiens oberster Feuerwehrmann, und Armand Jung, Vertreter des Französischen Feuerwehrverbandes, sprachen. Sie alle bekräftigten dabei die Erklärungen des DFV-Präsidenten und die hohe Bedeutung des Ansatzes, geopolitische Herausforderungen im Bereich des Zivilschutzes und der zivilen Verteidigung gemeinsam anzugehen.

Dr. Alexander Beck: Der Experte für Cybersicherheit warnte vor den Gefahren hybrider Angriffe. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)
Dr. Alexander Beck: Der Experte für Cybersicherheit warnte vor den Gefahren hybrider Angriffe. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)

Blick(e) in die Zukunft

Weitere Beiträge kamen von DFV-Vizepräsident Frank Hachemer mit einem Ausblick auf die Weltleitmesse Interschutz vom 1.–6. Juni 2026 in Hannover und von Dr. Alexander Beck, DFV-Experte für Cybersicherheit, der über hybride Gefahrenlagen und die Auswirkungen solcher Angriffe sprach, von finanziellen Schäden bis hin zum Vertrauensverlust in die Sicherheitsarchitektur.

Ausblick auf die Interschutz: DFV-Vizepräsident Frank Hachemer (l.) stellte die Aktionen zur Messe vom 1.–6. Juni 2026 in Hannover vor. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)
Ausblick auf die Interschutz: DFV-Vizepräsident Frank Hachemer (l.) stellte die Aktionen zur Messe vom 1.–6. Juni 2026 in Hannover vor. (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)

Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch betonte die Bedeutung des Nachwuchses: „Jugendarbeit ist gelebte Wertebildung und ein wichtiger Beitrag für die Zukunft unserer Gesellschaft.“ DFV-Präsident Banse sprach ergänzend über die erfreuliche Entwicklung, dass immer mehr Kinder und Jugendliche in die Deutsche Jugendfeuerwehr (DJF) eintreten.

Gelebte Wertebildung: Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Jugendfeuerwehr (DJF). (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)
Gelebte Wertebildung: Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Jugendfeuerwehr (DJF). (Foto: Silvia Oestreicher/DFV)

Feuerwehren als Hoffnungsträger

Im Vorfeld der Delegiertenversammlung fand ein ökumenischer Gottesdienst in der Marktkirche St. Benedikti Quedlinburg statt, und schon am Freitag hatte der Landesfeuerwehrverband (LFV) Sachsen-Anhalt zu einem Länderabend im Großen Schloss Blankenburg eingeladen. LFV-Präsident Kai-Uwe Lohse appellierte bei diesem Anlass: „Wenn wir uns nicht selbst organisieren, werden wir zum Spielball der Politik. Wir dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen!“

Unterstützt wurde die 72. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes durch die Telekom Deutschland GmbH und die Mercedes Benz AG.

 

Red.

Quelle: Silvia Oestreicher, DFV

 

 

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