Drehleiter auf neuem Mercedes-Benz Atego

2024_04

Mehr aktuelle Beiträge und Einsatzberichte finden Sie in:
FEUERWEHR | RETTEN – LÖSCHEN – BERGEN
Deutschlands große Feuerwehrzeitschrift
JETZT LESER/-IN WERDEN

Die Feuerwehr Schenefeld bei Hamburg beschafft neue Metz-Drehleiter

Eine Drehleiter mit Korb DL(A)K 23/12 konnte die Freiwillige Feuerwehr Schenefeld im Kreis Pinneberg (SH) in Dienst stellen. Damit konnte ein Vorgängerfahrzeug auf Magirus-Deutz 140-25 A mit Leiterpark von Magirus aus dem Jahr 1993 ersetzt werden. Dieses Fahrzeug ist die erste Drehleiter, die auf einem Mercedes-Benz Straßenfahrgestell mit Truppkabine und Allisson-Vollautomatikgetriebe, Modell Atego 1530 F, mit Motor nach neusten Euro-6 Abgas-Normen aufgebaut wurde.

Das 10.320 mm lange, 2.500 mm breite und 3.270 mm hohe Fahrzeug wird von einem 6-Zylinder-Turbo-Dieselmotor mit 220 kW / 299 PS angetrieben, das zulässige Gesamtgewicht beträgt 15.500 kg. Im Werk Karlsruhe der zum Rosenbauerkonzern gehörigen Firma Metz Aerials GmbH & Co. KG wurde ein 5-teiliger Leitersatz, Typ „L32A-XS“ (A= Articulated, also gelenkig, XS = eXtra Small, also besonders klein) mit abknickbarem Korbarm und einem überklappbaren Rettungskorb mit Einstiegsleiter in der Korbfront, zwei Einstiege an den Ecken der Front sowie einem Einstieg vom Leiterpark aus mit einer maximalen Traglast von 4 Personen oder 450 kg aufgebaut.

Der Vorteil den neuen Baureihe L32A-XS ist, dass der Aktionsradius der Drehleiter vor allem bei begrenztem Raumangebot deutlich erhöht wurde. Die größte Änderung zwischen dem alten Modell L32A und der nach Schenefeld gelieferten Fahrzeuges sieht man im Betrieb an der Lage des absenkbaren Korbarms.
Der Korbarm wurde weiter nach hinten verlegt und setzt nun nicht mehr am Ende des eigentlichen fünfteiligen Leiterparks an. Um das zu erreichen, wurden an allen Leiterteilen die obersten drei Sprossen entfernt um dem um etwa 90 cm nach hinten verlagerten Korbarm Platz zum Abknicken zu geben. Die dafür entfernten Sprossen stellen keinen Verlust dar, denn sie befinden sich im Überdeckungsbereich der einzelnen Leiterteile. Durch den Wegfall der 15 Sprossen konnte auch das Gewicht des Leiterparks reduziert werden, was den Vorteil einer höheren Gewichtsreserve beinhaltet.

Ein großer Vorteil der Korbarmverlagerung ist die jetzt auf 4,35 m erhöhte Armlänge, und das ohne dass sich die Gesamtlänge des Fahrzeuges erhöht hat.
Noch ein Vorteil der L32A-XS ist aber der deutlich erweiterte Aktionsradius. In beengten Platzverhältnissen, wie z.B. Altbaugebiete, kann die L32A-XS mit ihrer Wendigkeit punkten. Der Aktionsradius zwischen Mitte des Drehgestells und Korbaußenkante liegt hier bei nur noch 7,4 m. Damit kann der Leitersatz z.B. in einer nur 9,5 m breiten Straße um 180° gedreht werden, außerdem kann der Leiterpark bei einem Abstand von lediglich 6,15 m zwischen Fahrzeug und Hausfassade aufgerichtet werden. Außerdem ist es jetzt durch den verlagerten Korbarm möglich ein Absenken des Korbes kurz über Bodenhöhe unmittelbar vor der Fahrzeugfront zu realisieren.Zwischen der Front des Korbs und Stoßstange des Fahrzeugs liegen dann gerade 2,5 m.

Mit dem fünfteiligen Leiterpark kann eine Höhe von bis zu 32 m erreicht werden. Die maximale Ausladung der Leiter beträgt 19,1 m bei einer Korblast von 300 kg. Bei 100 kg Korblast ist sogar eine Ausladung von bis zu runden 22,2 m erreichbar. Der abknickbare Korbarm kann um bis zu 75° nach unten abgewinkelt werden und erlaubt dadurch problemlos das arbeiten an z.B. rückwertigen Dachfenstern.

Der Leiterpark ist mit einer fest installierten Stromleitung vom Korb versehen. Dort stehen dann 4 Steckdosen (3x 230 V, 1x 400 V) zur Verfügung. Des Weiteren verfügt das Fahrzeug über eine fest montierte Steigleitung aus Aluminium im obersten Leiterteil und im Korbarm. Über das Knickgelenk hinweg werden die beiden Steigleitungsteile mit einem formstabilen Druckschlauch verbunden. Das Podium des Fahrzeuges wurde in der bewährten Aluminium und Kunststoffbauweise erstellt und verfügt über 6 Geräteräume zur Lagerung von Korbtrage, Rollgliss, Auffahrbohlen, Druckschläuche, Powermoon, wasserführende Armaturen und Pressluftatmern.

In das Podium integriert ist die seit vielen Jahren bekannte Waagerecht-Senkrecht-Abstützung von Metz. Die 4 Stützen können stufenlos und einzeln in einem Bereich von 2,50 Metern, also innerhalb der Fahrzeugabmessungen, und 4,85 Metern ausgefahren und abgesetzt werden. Zur Steuerung der Stützen sind am Fahrzeugheck zwei Bedienteile mit Farbdisplay mit Klappen zum Schutz vor Verschmutzung verbaut. Das Fahrzeug verfügt über eine CAN-Bus Steuerung mit LCD Farbdisplay im Korb und am mit neigbarer Rückenlehne und ausklappbarem Dach ausgestatteten Hauptbedienstand. Die Steuerung der Drehleiter verfügt über mehrere Computerprogrammen, die die Arbeit des Maschinisten erheblich erleichtert. Mit der Zieleinspeicherung Target Memory System, kurz TMS, kann die Bewegung des Leiterparks zum Zielpunkt eingespeichert und automatisch wiederholt werden. Diese Funktion kann genutzt werden um ein Ziel, z.B. ein Fenster, mehrfach anzufahren: der Maschinist fährt das Ziel beim ersten Mal von Hand an und speichert den Weg im System ein. Die weiteren Anfahrten zum Fenster werden dann per Knopfdruck automatisch vom System ausgeführt gerade bei Menschenrettung eine gute Möglichkeit um wertvolle Zeit zu sparen.

Das Vertikal-Rettungssystem, kurz VRS, ist ein Programm, welches in erster Linie beim Anfahren mehrerer genau übereinander liegender Fenster genutzt werden kann. Der Maschinist steuert den Korb an das Zielgebiet heran und aktiviert das VRS. Richtet er nun den Leiterpark weiter auf oder senkt ihn ab, bleibt dieser in der Vertikalen immer auf der gleichen Position. Um nach Einsatzende den Leiterpark wieder in Fahrstellung zu bringen kommt die Automatischen Rückholfunktion ARF zum Einsatz, damit wird der Leiterpark ohne großes Zutun wieder abgelegt.

Das Fahrzeug wurde in RAL 3000 lackiert und eine gelbe Konturbeklebung aufgebracht. Neben einer Sondersignalanlage der Firma Hänsch in LED-Technik und Martin-Preßlufthörnern wurden auch mehrere Heckblitzer verbaut. Zur Unterstützung des Maschinisten beim Rückwärtsfahren wurde eine Rückfahrkamera in der Lafette montiert, komplettiert wird diese Ausstattung durch einen abschaltbaren akustischen Rückfahrwarner.

Technische Daten:
• Fahrgestell: Mercedes-Benz Atego 1530 F / 4×2
• Motorleistung: 220 kW / 299 PS bei 1.600 1/min (6-Zylinder Dieselmotor nach Euro 6 )
• Hubraum: 7.698 cm³
• Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h
• Zulässiges Gesamtgewicht: 15.500 kg • Länge: 10.320 mm
• Breite: 2.500 mm
• Höhe: 3.270 mm
• Radstand: 4.760 mm Aufbau: Metz Aerials Karlsruhe, L 32 A-XS

Abstützung:
• 4-fach Metz-Waagrecht-Senkrecht-Abstützung
• Abstützbreite: 2.500 bis 4.850 mm
• Alle Stützen einzeln und stufenlos ausfahrbar
• Stützen mit Bodendrucküberwachung

Leiterstuhl:
• Leiterstuhl mit Niveauregulierung
• Hauptbedienstand COMFORT mit neigbarer Rückenlehne und ausklappbarem Dach
• Analoge Belastungsanzeige (ABA) am Leitersatz neben dem Hauptbedienstand
• Plattform auf der rechten Seite für Stromerzeuger und Zubehör Werfer

Leitersatz:
• 5-teiliger Leitersatz mit abneigbarem Korbarm aus Feinkornstahl und pulverbeschichtet
• Arbeitshöhe: 32 m, Korbbodenhöhe: 30 m
• Abneigbarer Korbarm mit einer Länge von 4,35 m
• Hebelast an der Lastöse am untersten Leiterteil: 4.000 kg, Hebelast an der Lastöse an der Leiterspitze: 600 kg ohne Korb, mit Korb 450 kg
• Kamera am Gelenkteil zur Überwachung des Korbes
• Stromhochführung zum Rettungskorb 24 V / 230 V / 400 V
• 2 Xenon-Scheinwerfer am untersten Leiterteil, verstellbar
• 1 LED-Scheinwerfer unter dem untersten Leiterteil
• Steigleitung im obersten Leiterteil und im Korbarm aus Aluminiumrohr und flexiblem Druckschlauch am Übergang zwischen oberstem Leiterteil und Korbarm sowie zwischen Korbarm und Rettungskorb

Rettungskorb:
• Metz-Rettungskorb mit 450 kg Tragkraft (4 Personen)
• 4 Zugangsmöglichkeiten, 3 von vorne und 1 von hinten, 3 Einstiege aufrecht begehbar • verschwenkbarer Bedienstand • Kamera im Korbboden
• Umfeldbeleuchtung im Korbboden
• 2 Xenon Scheinwerfer seitlich am Korb
• Steckdosen 3x 230 V, 1x 400 V
• Halterung für Scheinwerfer, Krankentragenhalterung und Wenderohr
• C-Druckabgang an der Korbfront
• Selbstschutzeinrichtung mit mehreren Düsen im Korbboden

Ausstattung:
• Zieleinspeicherung, Target Control System (TCS)
• Vertikal-Rettungssystem (VRS; der Rettungskorb bewegt sich nur noch in der Vertikalen)
• Automatische Rückholung des Leitersatzes in die Leiterablage, Automatische RückholFunktion (ARF)
• Notbetrieb 400 V über Stromerzeuger

Beladung/Ausstattung:
• Stromerzeuger Rosenbauer RS 14 Super Silent
• 2 Scheinwerfer a 1.000 W
• Motorkettensäge
• Halligan-Tool
• Schwenkbare Krankentrageaufnahme, aufsteckbar am Korb
• Monitor Metz / Alco HH365
• Mehrzweckdüse AWG MZ 1600
• 2 Langzeitpressluftatmer
• Krankentrage
• Korbtrage
• Abseilspinne für Korbtrage
• Rettungsbrett
• Vakuummatratze
• Abseilgerät Rollgliss

Mehr Infos

Sie wollen regelmäßig aktuelle Einsatzberichte, Techniknews und Fahrzeuginfos der FEUERWEHR erhalten? Dann melden Sie sich jetzt für unseren kostenlosen E-Mail-Newsletter an!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert