Leuchtende Inseln in Berlin: Not-Anlaufstellen bei Stromausfällen

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Der Strom fällt aus – dadurch auch Internet und Telefon. Die Wohnung bleibt dunkel und kalt. Der Akku im Handy hält nur wenige Stunden. Was nun? Ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Projekt testet Not-Anlaufstellen für die Bevölkerung.

Neues Konzept: Notstromversorgte „Katastrophenschutz-Leuchttürme“ dienen als erste Anlaufstellen bei Stromausfall. (Bild: © bestimagesever – Fotolia.com)

Tagelange Stromausfälle sind in Deutschland selten, aber leider nicht ausgeschlossen. Dann werden Vorräte, Kraftstoff sowie Nachrichten schnell rar. Auch der Geldautomat funktioniert nicht. An den Tankstellen stehen die Benzinpumpen still. Schon nach wenigen Minuten kann kaum noch jemand Nachrichten austauschen, weil die Netze sofort überlastet sind und nach kurzer Zeit zusammenbrechen.

Sobald die Sonne untergeht, wird es nicht nur dunkel, sondern auch kälter. Einen Tag später weiß noch niemand, wann der Strom wieder verfügbar ist. Die Ungewissheit steigt. Es klopft an der Haustür. Die 80-jährige Nachbarin steht hilfesuchend im Flur. Sie braucht dringend Medikamente. Die Apotheken haben geschlossen. Für Bahn, Bus und Auto fehlt nicht nur der Strom, sondern inzwischen auch der Treibstoff. Woher kommt jetzt schnelle Hilfe?
Dieser Frage stellt sich das Projekt „Katastrophenschutz-Leuchttürme“. Ziel ist es, Konzepte zu erarbeiten, um notstromversorgte Einrichtungen, wie zum Beispiel Krankenhäuser, Feuerwachen und Bezirksämter, als erste Not-Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger zu nutzen.
Nach der Idee der Forscher könnten in solchen Anlaufstellen Organisationen, wie Feuerwehr, Technisches Hilfswerk sowie Rettungsorganisationen, Hilfe und Informationen anbieten. Für die 80-jährige Patientin könnte so schnell ein Arzt gerufen werden. Über ein Funknetz könnten sich Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) und Hilfsorganisationen austauschen. Auch jede Bürgerin und jeder Bürger wären dann in der Lage, Notrufe zu versenden, Angehörige und Freunde zu benachrichtigen oder Hilfe anzubieten. Denn bei einem langandauernden Stromausfall wird jede helfende Hand gebraucht: Zum Beispiel könnten Freiwillige Kranke, Ältere und Kinder betreuen oder auch als Boten unterwegs sein.

Wie solche Zentren im Ernstfall funktionieren könnten, das testen Berliner Institutionen in einer Übung vom 24. bis zum 25. April 2015. Dann wird das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf für 24 Stunden zu einem Katastrophenschutz-Leuchtturm (KAT-Leuchtturm). Als „leuchtende Insel“ in der Dunkelheit ist es auch abends weithin sichtbar. Dank eines neuen Notfall-Kraftstoffmanagements aus dem ebenfalls vom Bundesforschungsministerium geförderten früheren Forschungsprojekt „Energie- und Kraftstoffversorgung von Tankstellen und Notstromaggregaten bei Stromausfall (TankNotStrom)“ kann das Gebäude kontinuierlich mit Diesel für den Notstrom versorgt werden. Das System sorgt über ein autarkes Funknetz für einen Überblick über alle Treibstoffvorräte in der Stadt.

Den Feldtest der Katastrophenschutz-Leuchttürme organisiert die Berliner Feuerwehr gemeinsam mit dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, der TimeKontor AG, dem Universitätsklinikum Charité und den anderen Projektpartnern. Dabei erproben die Institutionen auch zum ersten Mal in der Praxis, was die Selbstorganisation der Menschen bei Stromausfall stärkt. Das Konzept des Forschungsprojekts sieht vor, ein Netz von notstromversorgten Anlaufstellen für den Katastrophenschutz in ganz Berlin aufzubauen. Das wäre auf andere städtische Ballungsräume in Deutschland und Europa übertragbar.

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