Feuerwehrpionier Carl Metz

2024_05

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Er ist einer der Weg­bereiter des organisierten Feuerwehrwesens. Ein heller Kopf mit vielen Visionen und ein hervorragender ­Mechanikus.

Metz erhielt 1860 für seine Verdienste um das Feuerlöschwesen die Große Goldene Zivil-Verdienstmedaille. 1872, zum 30. Firmenjubiläum, wird ihm das Ritterkreuz II. Klasse des Zährigen-Löwen-Ordens verliehen. Für sein Lebenswerk bekommt er den Ehrentitel „Begründer der Freiwilligen Feuerwehr“. (Foto: Archiv Feuerwehr Mannheim)

Geboren wurde Carl Metz am 5. August 1818. Sein Vater Melchior Friedrich Metz war Königlich Badischer Ratsschreiber in Feudenheim (seit 1910 Mannheim-Feudenheim). Seine Mutter Sophie war die Tochter des Heidelberger Universitäts-Apothekers Prof. Wilhelm Mai.

Im Laufe der Jahrzehnte schlichen sich bei den Daten von Carl Metz immer wieder Fehler ein, auch zu Geburtsort und -datum. Als eindeutig muss jedoch der Eintrag im katholischen Geburtsbuch der Stadt Heidelberg gewertet werden. Der Eintrag lautet: „Den 5ten August Nachmittags 1  Uhr ist dahier geboren und am 6ten im Haus getauft worden Carl Ludwig Peter Wilhelm Metz ehelicher Sohn des Melchior Friedrich Metz Gerichtsschreiber in Feudenheim und der Sophia geborene Mai von hier“. Nach Nennung der Taufgehilfen endet der Eintrag mit: „Heidelberg den 6ten August 1818“. Seine Jugend verbrachte Metz in Feudenheim, heute ein Ortsteil von Mannheim.

Talentierter Firmengründer

Carl Metz war schon im Alter von 17 Jahren eine beeindruckende Erscheinung, strotzend vor Selbstvertrauen und Kraft. Er ging auf das Lyzeum (Gymnasium) in Mannheim. Im Sommerhalbjahr 1835 soll er sich von seinem Platz erhoben und das Lyzeum mit den Worten: „Lebt wohl mit Eurem blöden Latein, ich weiß etwas Besseres und werde Schlosser“ verlassen haben.

In einer Werkstatt in Mannheim ging er in eine Schlosserlehre. Nach einer kurzen Zeit als Volontär in einer Firma in Zweibrücken ging er zur Firma Messmer in der Nähe von Straßburg. Seine Wanderjahre schloss er ab in einer Firma für Eisenbahnbau in Mühlhausen im Elsass. In dieser Zeit hatte er sich große Kenntnisse in der Metallbearbeitung angeeignet. Im Jahr 1841 wurde er in Heidelberg Werkführer in der Stationswerkstätte der Badischen Bahn. Hier konnte er seine Kenntnisse im Metallgießen entscheidend verbessern.

Vermutlich inspiriert durch den Stadtbrand in Hamburg, welcher vom 5. bis 8.  Mai 1842 wütete (siehe Feuerwehr 6/2017, ab S. 52), gründete er am 2.  November 1842, im Alter von erst 24 Jahren, eine Fabrik für hydraulische Maschinen, Eisen- und Messinggießerei.

Die Fabrik war in Heidelberg in der Hirschgasse ansässig. Seine Spritzen konnten bei vielen Wettbewerben überzeugen und lagen mit ihrer Leistung oft weit vor den Spritzen der Konkurrenz.

Ausbildung der Feuerwehrleute

Sehr schnell erkannte er auch, dass die beste Technik und Mechanik nichts nutzt, wenn das Bedienungspersonal nicht entsprechend geschult ist. Diesem Grundsatz folgend, bildete er die Bedienungsmannschaften selbst aus, natürlich nicht ohne für seine Produkte Werbung zu machen – ein guter Geschäftsmann war er schließlich auch.

Zusammen mit Christian Hengst entstand durch seine Initiative und eine überzeugende Spritzprobe mit der Stadtspritze II im Jahre 1846 der Gedanke zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Durlach. Selbige hat sich durch ihre Schlagkraft und hervorragenden Umgang mit der Spritze beim Theaterbrand 1847 in Karlsruhe bestens bewährt.

Stadtspritze II: Dieser Typ wurde 1873 als zweite Spritze von seiner Heimatgemeinde Feudenheim gekauft. (Foto: Feuerwehrarchiv Mannheim)

Dank für gute Löschtechnik

Am 1.  April 1853 erwarb seine Heimatgemeinde eine Feuerlöschspritze. Die Spritze muss hervor­ragende Dienste geleistet haben. Deswegen verfasste der Bürgermeister (was damals sehr üblich war) in der Zeitung „Mannheimer Journal“ am 3.  Mai 1854 folgende Dankesanzeige:

„Bei dem am 25. vergangenen Monats dahier in der Tabakfabrik des Herrn Reiß von Mannheim ausgebrochenen Brande ist es mit Hilfe der für die hießige Gemeinde aus der Fabrik des Herrn Carl Metz von Heidelberg angeschafften Feuerspritze gelungen, vier mit Stroh und dgl. angefüllte Gebäude, welche meistens unmittelbar an die Fabrik gränzten, zu retten, was um so unglaublicher erscheint, als sich vor der Fabrik ein hoher Holzstoß, der ebenfalls unversehrt blieb, befindet und der Brand drei volle Stunden währte.

Bei diesem einzigen Brande hat sich unsere Metz´sche Spritze, welche zum ersten male im Gebrauche war, bezahlt. Wir können deßhalb nicht umhin, dem Herrn Carl Metz hiermit öffentlich unseren Dank für seine uns gelieferte Arbeit auszusprechen, mit dem Wunsche, daß sich sein Wahlspruch: „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“, in seinen ferneren Leistungen eben so bestätige wie es hier in seinem Geburtsorte der Fall gewesen ist.

Feudenheim, den 1. Mai 1854.

Der Gemeinderath. Hill Bürgermeister“

Auslandsaktivitäten

Auch im Ausland, speziell in Frankreich, waren die Metz’schen Spritzen sehr bekannt. Das „Heidelberger Journal“ schrieb am 26. März 1856:

„Bekanntlich hat Herr Carl Metz aus Heidelberg in Folge der Pariser Industrieausstellung für seine mit so ausgezeichneter Triebkraft versehene Feuerspritze eine Ehrenmedaille erhalten. Diese Spritze hat nun der berühmte Mechaniker an die Stadt Mannheim verkauft und dieselbe gestern Mittag in Person zur Probe gestellt. Letztere fand sowohl im Bauhofe, wo die Übungen der Feuerwehr zur Ausführung kommen, als auch auf dem Marktplatze in Gegenwart des Herrn Regierungsdirektors, der beiden Bürgermeister und des Gemeinderats durch Beihilfe der Feuerwehrmannschaft statt. Da die Spritze in Paris unübertroffen blieb, so kann die gestrige Probe lediglich als ein Schauspiel betrachtet werden, zu welchem sich neben einheimischen auch viele fremde Zuschauer einfanden und unserem badischen Landsmann die gebührende Anerkennung zollten.“

Zu großen Ehren kam auch die von ihm ent­wickelte Schlauchkupplung, welche in manchen Ländern noch bis zum heutigen Tag Verwendung findet.

Früher Tod

Am 31.  Oktober 1877 stirbt Carl Metz im Alter von gerade mal 59 Jahren. Seine Beerdigung fand am 3.  November 1877 statt.

Auf dem Heidelberger Bergfriedhof sind Carl Metz und seine Frau bestattet. (Foto: R. Straßel)

Der Zug der Trauernden erschien nahezu endlos. Alle wollten ihrem „Vater Metz“, wie er schon zu Lebzeiten sowohl liebevoll als auch respektvoll genannt wurde, bei seinem letzten Gang beistehen. Vertreter nahezu aller Wehren des badischen Raumes, welcher sich hauptsächlich um die Großstädte Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim befindet, waren erschienen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Berufsfeuerwehren wie Mannheim (gegründet 1891), Karlsruhe (1926) oder Heidelberg (1946) bestanden noch nicht. Auch die gesamte Belegschaft war erschienen, um ihrem Chef bei seinem letzten Gang beizustehen.

Ein aus Spenden dankbarer Feuerwehr­kameraden finanziertes Denkmal wurde anlässlich des VIII. Badischen Feuerwehrtages am 29.  August 1880 in Heidelberg enthüllt. Da es aus Bronze war, fiel es allerdings im 1. Weltkrieg der Metallspende zum Opfer und wurde 1916 eingeschmolzen. An gleicher Stelle wurde 1920 ein Denkmal aus Stein errichtet, welches heute an der Adresse „Oberer Fauler Pelz“ steht.

Erfolgreiches Unternehmen

Die Firma blieb jedoch erhalten und wurde von seiner Ehefrau Babette weitergeführt.

1905 verkauften die Inhaber den Bereich Löschgeräte und den Namen „Metz“ an die Firma Bachert in Karlsruhe. Damit endete in Heidelberg nach 63 Jahren die Ära der Firma Metz. Obwohl die Metz-Gruppe schon vor längerer Zeit von der Firma Rosenbauer übernommen wurde – der Name des Gründers genießt, auch 200 Jahre nach seiner Geburt, immer noch Weltruf.

Ausführlich beschrieben ist sein Leben und Wirken in den Büchern „Gestalten aus dem Brandschutz- und Feuerwehrwesen in Baden und Württemberg“ (1963), „Carl Metz Begründer der Freiwilligen Feuerwehren“ (1977), „150 Jahre Metz Feuerwehrgeräte“ (1992) und in „Feuer schwarz! Eine deutsche Feuerwehrgeschichte am Beispiel Heidelbergs“ (1996).

Rainer Straßel
Archiv Feuerwehr Mannheim

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