Großübung des Bevölkerungsschutzes

2024_06

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Am Thomas-Mann-Gymnasium in Stutensee fand eine Großübung statt. Fast 300 Personen beteiligten sich an dem Praxistest zur Dekontamination von vielen Verletzten.

Das Einsatzteam, beim Aufbau einer Sammelstation für Verletzte.
Ein Einsatzteam der DRK beim Aufbau einer Sammelstation für Verletzte. Foto: Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe

Am Vormittag des 15. April 2023 versammelte sich auf dem Festplatz im Stadtteil Blankenloch in Stutensee (LK Karlsruhe, BW) das Einsatzpersonal des Bevölkerungsschutzes mit Fahrzeugen für eine realistisch vorbereitete Großübung. Die kreisübergreifend aufgestellte DekonV-50-Einheit Karlsruhe Land des Bevölkerungsschutzes übte die Dekontamination von Verletzten, dargestellt durch geschminkte Statistinnen und Statisten. Dies geschah in Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Petra Becker und Knut Bühl, dem Ersten Landesbeamten des Landkreises.

Fast 300 Personen beteiligten sich an der Übung. Sie kamen aus den Einsatzabschnitten „Gefahrenbereich“ (Einsatzleitwagen, Löschfahrzeug und Gerätewagen der Feuerwehr Stutensee) und „Medizinische Versorgung“ (Strukturierte Patientenablage der 6. Einsatzeinheit Mitte des DRK Kreisverbands Karlsruhe).

Kreisbrandmeister Jürgen Bordt begrüßte die Gäste und Übungsbeobachter/-innen in der nahen Festhalle. Er wies sie auch in die angenommene Einsatzlage ein.  „Wir haben im Land Baden-Württemberg seit mehreren Jahren Einheiten zur Dekontamination von Patienten bei einem Massenanfall von Verletzten. Heute werden wir das im Laufe der letzten Monate um einige elementare Festlegungen und Ansätze ergänzte Konzept auch tatsächlich im Rahmen einer Vollübung erproben. Zum ersten Mal im Land auch inklusive der Alarmierung und Anfahrt der Kräfte“, erläuterte Bordt den Behörden- und Organisationsvertretern und -vertreterinnen.

Die Vorbereitung

Ein Schmink-Team der DLRG machte 52 Verletztendarstellerinnen und -darsteller realistisch zurecht. Luca Arsic betonte vor Beginn der Übung, dass die realitätsnahe Verletztendarstellung und die Kontamination mit „Brom“ (dargestellt durch eine braune dünnflüssige Gewürzsoße) wichtig waren. Damit könne der eigentliche Dekontaminationsvorgang mit den verschiedenen Einsatzmitteln und Verfahren gut trainiert werden. Arsic ist im Landratsamt Karlsruhe u. a. für den Bereich „ABC Einheiten“ zuständig und plante das ganze Verfahren in Zusammenarbeit mit dem Feuerwehrkommandanten der Feuerwehr Stutensee, Gregor Peters. Zusätzlich wurden die Vorbereitungen von je einer Person pro beteiligter Organisation unterstützt.

Die Einsatzkräfte des Bevölkerungsschutzes behandeln und dekontaminieren Verletzte Person in einem Behandlungszelt.
Die Einsatzkräfte des Bevölkerungsschutzes  dekontaminieren eine verletzte Person in einem Behandlungszelt. Foto: Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe

Testszenario am Thomas-Mann-Gymnasium

Das nahe Thomas-Mann-Gymnasium bot die Bühne für die Übung. „Bei einem Versuch in einem Chemieraum der Schule kam es durch einen geborstenen Behälter zur Freisetzung von Brom und zu insgesamt 52 verletzten Personen, also Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler“, beschrieb Arsic das Szenario. Zudem war festgelegt, dass der fiktive Notarzt entschieden habe, dass aufgrund der Eigengefährdung der Einsatzkräfte der Transport in die Kliniken erst nach erfolgter Dekontamination der Verletzten möglich sei. Aus diesem Grund wurde im simulierten Einsatzabschnitt „Gefahrenbereich“ eine Sammelstelle eingerichtet, in der die Betroffenen gesammelt und betreut wurden.

Weitere Maßnahmen

Aufgrund der Entscheidung des Notarztes alarmierte die Integrierte Leitstelle Karlsruhe die DekonV-50-Einheit Karlsruhe-Land, um einen Dekontaminationsplatz für liegende und gehfähige Patienten aufzubauen. Die Einheit besteht aus ungefähr 80 Einsatzkräften der Unteren Katastrophenschutzbehörde des Landratsamtes Karlsruhe, den Feuerwehren Bretten, Bruchsal, Gaggenau und Karlsruhe, der LNA-Gruppe des Rettungsdienstbereichs Karlsruhe sowie der 5. Einsatzeinheit „Ost“ des DRK Kreisverbands Karlsruhe. Die Einheit, die grundsätzlich im Rahmen der Überlandhilfe eingesetzt und somit nur außerhalb der drei beteiligten Gebietskörperschaften tätig ist, musste einen der geplanten Sammelplätze anfahren. Der „Sammelraum Nord“ am Feuerwehrhaus Bruchsal war für die Großübung angesetzt. Von dort aus fuhr der Verband zum Einsatzort. Führungskräfte, die schon vorausgeeilt waren, erkundeten zwischenzeitlich die Lage vor Ort und trafen erste Entscheidungen zur Ordnung des Raums und zum Aufbau der Einrichtungen zur Dekontamination der teilweise gehunfähigen Verletzten.

Das Einsatzteam, beim Aufbau einer Sammelstation für Verletzte.
Bereits dekontaminierte Patienten warten vor dem Zelt auf weitere Anweisungen des Personals. Foto: Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe

Erfolgreiche Bestätigung der Einsatzvorbereitung

Führungskräfte von Katastrophenschutzbehörden, Feuerwehren und Hilfsorganisationen aus vielen Teilen Baden-Württembergs waren als Übungsbeobachter/-innen vor Ort. Dazu gehörten auch Vertreter/-innen des Innenministeriums, des Landeskriminalamts und weiteren DekonV-50-Einheiten.

Auch Knut Bühler sammelte Erfahrungen aus dem Testlauf. Er habe schnell erkannt, dass bei einer solchen Situation ein Verwaltungsstab im Landratsamt die Einsatzkräfte vor Ort unterstützen muss. Zum Übungsende bemerkte er außerdem, dass eine Übung Erkenntnisse liefert, die nicht am Schreibtisch zu gewinnen seien. Zufrieden zeigte sich auch Oberbürgermeisterin Becker: „Wir haben gerade beim jüngsten Amokfall an unserem Schulzentrum die Notwendigkeit eines Ortes wie unsere Festhalle zur Versorgung und Betreuung festgestellt. Dies gilt es, weiter auszubauen.“

Luca Arsic bestätigte das erfreuliche Ergebnis der Übung mit seinem Bericht, dass innerhalb einer Stunde Betriebszeit des DekonV-50-Platzes die im Landeskonzept festgelegte Durchhalte- und Leistungsfähigkeit erreicht worden sei sowie alle 52 betroffenen Personen erfolgreich dekontaminiert und versorgt werden konnten. In Bezug auf zeitliche Aspekte wie Alarmierung und Aufbau gäbe es zwar noch Raum für Verbesserungen, aber insgesamt sei er zufrieden mit dem Ergebnis.

Kreisbrandmeister Bordt verkündete das Ende der Großübung mit einem Dank an die Stadt Stutensee und die Teilnehmenden und Zuschauenden.

Edgar Geißler, KFV Landkreis Karlsruhe

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