Aushangbuch-Anzeige-Feuerwehr Skyscraper

Digitalisierung bei der Feuerwehr: Virtual Reality, Feuerwehr 4.0 und Feuerwehrapp

2024_7-8

Mehr aktuelle Beiträge und Einsatzberichte finden Sie in:
FEUERWEHR | RETTEN – LÖSCHEN – BERGEN
Deutschlands große Feuerwehrzeitschrift
JETZT LESER/-IN WERDEN

Die Zukunft ist jetzt – das gilt auch bei der Feuerwehr. Gerade für Übungen und Ausbildung gibt es inzwischen zahlreiche rein digitale Trainingsmöglichkeiten. Wir stellen einige davon vor.  

Digitalisierung Feuerwehrmann mit Tablet
Tablet im Einsatz: Die Digitalisierung der Feuerwehr schreitet weiter voran. Auch im Ausbildungsbereich (Symbolfoto). Foto: (c) Kzenon – stock-adobe.com

Was noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen wäre, ist nun Realität: Mithilfe von Computern lassen sich nicht nur Einsätze simulieren, sondern die Feuerwehrmänner und -frauen können dank VR-Brille, mit echtem B-Schlauch und Strahlrohr bewaffnet, digitale Brände löschen. Darüber hinaus bieten neben dem digitalen Löschangriff moderne Fahrzeugsimulatoren eine Bandbreite an Einsatzfahrzeugen zum digitalen Fahrtraining. In unserem Artikel haben wir für Sie einige der digitalen Neuheiten unter die Lupe genommen und auf ihren praktischen Nutzen hin geprüft.

Inhaltsverzeichnis

1. Feuerwehr 4.0 – nur Theorie oder bereits Praxis?
2. Digital, professionell und spielerisch: Simulationen von Tenstar
3. Die Feuerwehr-App – wie weit ist die Digitalisierung der Feuerwehr schon gekommen?
4. Fazit

Feuerwehr 4.0 – nur Theorie oder bereits Praxis?

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat unlängst im Rahmen des Wettbewerbs „Stadt.Land.Digital“ zu Projekten aufgerufen, die sich mit digitalen Lösungsansätzen für Freiwillige und Berufsfeuerwehren befassen sollen. Da es aber um die Einsatzprobe und -unterstützung geht, haben viele der vorgeschlagenen Lösungen eine praktische Komponente – eine Kombination wie Augmented Reality scheint hierfür die plausibelste Lösung.
Genau an dieser Stelle setzt die Feuerwehrschule Würzburg mit ihren digitalen Löschübungen an, die damit durchaus als Vorreiter der Digitalisierung innerhalb der Feuerwehr gelten kann. In diesem mit 260.000 Euro nicht gerade günstigen Projekt durchlaufen Feuerwehr-Anwärter/-innen auch ein virtuelles Training. Dafür stehen drei unterschiedliche Simulationen zur Verfügung: In voller Montur inklusive Atemschutzgerät und mit VR-Brille können drei verschieden starke Brände gelöscht werden.
→ Bei dieser Art der digitalen Übung geht es gezielt darum, den Strahlrohrführerinnen und -führern unterschiedliche Herangehensweisen bei unterschiedlichen Brandprofilen beizubringen.
Laut Bayerischem Rundfunk habe der Freistaat Bayern bereits weitere 650.000 Euro in Aussicht gestellt, um die Digitalisierung der Feuerwehrschulen auch in Regensburg und Geretsried voran zu bringen. Das Pilotprojekt hat bereits jetzt große Wogen geschlagen und könnte rasch auch in weiteren Bundesländern Anwendung finden.

digitale brandschutzausbildung mit feuerlöscher-vr
Brandschutzausbildung mit Virtual Reality: Auch in der Brandschutzausbildung gibt es bereits moderne Konzepte wie hier von der Firma FlameCoach. Der Bildschirm im Hintergrund zeigt, was die Bedienerin über ihre VR-Brille sieht. Der Trainingslöscher wird bedient wie ein handelsüblicher Feuerlöscher. Simulationen von Wärme und Gerüche machen das Training noch realitätsnaher. Foto: Sarah Altendorfer

 

Digital, professionell und spielerisch: Fahrsimulation

Bislang hatte sich der schwedische Anbieter Tenstar eher auf die Bereiche Transport, Bau sowie Land- und Forstwirtschaft fokussiert. Neu im Sortiment ist seit Kurzem auch das digitale Fahrertraining für Einsatz- und Rettungskräfte. Das könnte auch die Digitalisierung bei Feuerwehren weiter voranbringen. Denn Tenstar erhebt den Anspruch, die Einsatzkräfte in ihren Simulationen auf nahezu alle Einsatzfahrten vorbereiten zu können. Und noch mehr: Anhand von Einsatznachbesprechung und Tests kann neben der praktischen Übung auch das theoretische Wissen geübt und vertieft werden.
Speziell das Fahrtraining mit einem Feuerwehrfahrzeug stellt hohe Ansprüche an die Maschinistinnen und Maschinisten. Dem versucht Tenstar mit drei Mitteln nachzukommen:

  • Intuitive und selbsterklärende Nutzeroberfläche
  • „Record and Replay“ – Aufnahme der Simulation und Wiedergabemöglichkeit mit selbstgewählten Schwerpunkten
  • Punktesystem: Das integrierte Lernsystem basiert auf Studien und Erfahrungsberichten aus den Bereichen Sicherheit, Qualitätsmanagement und Wirtschaft.

Die entsprechende Simulation kann auf verschiedenen Plattformen stattfinden. Gewählt werden kann zwischen einem „Desktop-, Car-, Tracked- und Combination-Simulator“. Für die meisten Feuerwehren werden die ersten beiden Modelle aufgrund der geringeren Ausstattungs- und Simulationsoptionen wohl nicht in Frage kommen. Die entsprechend teureren Kompakt- und Kombimodelle ermöglichen hingegen Simulationen der unterschiedlichen Einsatz- und Löschfahrzeuge, mit Joystick oder ohne.
Ein zusätzliches Feature ist die Verknüpfung verschiedener Simulatoren innerhalb einer Simulation. So können mehrere Feuerwehrleute in derselben Simulation üben. Das lässt das Ganze noch realitätsnaher werden und kann gleichzeitig für mehr Spaß an der Übung sorgen.

Fahrsimulationstrainer für Einsatzfahrten
Einsatzfahrten proben: Mit dem Fahrsimulationstrainer lassen sich auch brenzliche Situationen auf der Alarmfahrt risikofrei trainieren. Hier ein Tester am Stand von Tenstar auf der Florian 2022. Foto: Sarah Altendorfer

Die Feuerwehr-App – wie weit ist die Digitalisierung der Feuerwehr schon gekommen?

Wohl die meisten Feuerwehren nutzen mittlerweile Apps – häufig nur für die Alarmierung, teils auch als Kommunikations- und Informationssystem oder für spezifische Belange. Während viele auf spezielle Applikationen aus der Wirtschaft setzen, nutzen manche Feuerwehren auch eigens oder individuell entwickelte Systeme, die ihren Bedarf genauer abdecken. Ein besonderes Beispiel ist Sachsen:
Seit nun 7 Jahren benutzen die sächsischen Feuerwehren die Feuerwehr-App „FwA 16/1“ bzw. „FwA 16/2“. FwA steht für „Feuerwehrapp“, die 16 für den Speicher von 16 GB und die 2 steht in diesem Fall am Ende, weil es sich um die zweite Version der App handelt. Der Namen der App entstand im Rahmen der Florian 2015. Die beiden Entwickler sind selbst Feuerwehrmänner und wollten eine digitale Einsatzhilfe schaffen – was ihnen definitiv gelungen ist.
Das zeigt auch das Beispiel der Thüringer Feuerwehren, die die FwA 16/2 Anfang 2022 einführten. Im Rahmen dieser Digitalisierung bei der Feuerwehr bekam jedes Feuerwehrhaus ein Tablet – insgesamt waren es 1.750 Apple I-Pad Air 2.
Nun zum Inhalt: Die App weist 4 Hauptmodule auf: Atemschutzüberwachung, Hydrantenkarte, Gefahrgüter und Rettungsdatenblätter. Letztere sind vor allem bei Verkehrsunfällen sehr wichtig, da sich Kfz innerhalb der letzten Jahre stark weiterentwickelt haben und dadurch die Bergung und Rettung komplizierter gestalten können. Diese Rettungsdatenblätter stehen den Feuerwehrleuten auf dem Tablett selbst im Offline-Modus zur Verfügung. Mit Internetverbindung kann zusätzlich direkt auf Daten des Kraftfahrtbundesamts zugegriffen werden.
Aus Datenschutzgründen ist der volle Funktionsumfang jedoch nur mit einem gültigen Logincode möglich. Da es im Einsatz aber oft schnell gehen muss und die Einsatzkräfte sich auf ihre digitalen Hilfsmittel verlassen können müssen, kann die App auch im sog. Gast-Modus betrieben werden: Bei Gefahrgütern werden aber nur die ERI-Cards (Emergency Response Intervention Cards) und keine GSBL (Gemeinsamer Stoffdatenpool Bund/Länder) angezeigt. Bei der Atemschutzüberwachung findet keine Synchronisierung mit den Servern statt. Das größte Manko ist aber sicherlich, dass die erstellten Gast-Daten nicht längerfristig auf dem Tablett gespeichert und somit die Nachbesprechungen erschwert werden.

 

Fazit zur Digitalisierung bei der Feuerwehr

Auch das Rettungswesen wird immer digitaler. Die Feuerwehren sind dabei in vielen Belangen Vorreiter. Besonders erfolgreich ist die nun seit 7 Jahren eingesetzte Feuerwehrapp FwA 16/1 u. 2. Wenn der Trend so weiter geht wie bisher, wird sie sicherlich noch in weitern Bundesländern Einzug halten.
Aber alle digitalen Lösungen zeichnen sich zusätzlich dadurch aus, dass sie sowohl ressourcensparend als auch emissionsarm sind. Das lässt die Digitalisierung bei der Feuerwehr nicht nur aus einem praktischen Blickwinkel betrachtet als unbedingt förderungswert erscheinen. Denn gleichzeitig werden nicht nur die Ausbildung von Feuerwehrleuten praxisnäher, die Einsätze vor Ort erleichtert oder das Fahrertraining umfangreicher. Es wird auch nachhaltig agiert und somit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Johannes Morelli,
Redaktion

Quellen

Mehr Infos

Sie wollen regelmäßig aktuelle Einsatzberichte, Techniknews und Fahrzeuginfos der FEUERWEHR erhalten? Dann melden Sie sich jetzt für unseren kostenlosen E-Mail-Newsletter an!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert