Bilanz der Seenotretter 2024: Sicherheit auf Nord- und Ostsee
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Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2024 zurück, in dem sie knapp 3.000 Menschen auf Nord- und Ostsee rettete. Mit über 1.800 Einsätzen bewiesen die Seenotretter erneut ihre unverzichtbare Rolle in der Rettung aus Seenot – getragen durch Spenden.
Im Jahr 2024 rückten die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) etwa 1.800 Mal auf Nord- und Ostsee aus. Dabei konnten sie fast 3.000 Menschen Hilfe leisten, darunter rund 500 Personen, die aus Seenot oder Gefahr gerettet wurden. Seit ihrer Gründung vor 160 Jahren haben die Seenotretter insgesamt über 87.300 Menschenleben gerettet – und das ganz ohne staatlich-öffentliche Fördermittel. Ihre Arbeit wird durch Spenden getragen, insbesondere durch ihre bekannten Sammelschiffchen – eine Aktion, die seit über 150 Jahren besteht.
Die Einsätze der Seenotretter waren im vergangenen Jahr vielfältig: Sie leisteten zahlreichen Fischereifahrzeugen und deren Besatzungen Hilfe. Zudem kamen sie Seeleuten von Handelsschiffen sowie Passagieren von Fähren und Fahrgastschiffen zur Hilfe. Auch Wassersportler/-innen und Urlauber/-innen an den Küsten Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns konnten auf die Seenotretter zählen.
Ein besonders umfangreicher Einsatz war der Brand des Tankers „Annika“ auf der Ostsee im Oktober 2024. Die freiwilligen Retter/-innen der Station Kühlungsborn evakuierten die sieben Seeleute mit dem Rettungsboot „Wilma Sikorski“ in kürzester Zeit. Im Anschluss bekämpfte der Seenotrettungskreuzer „Arkona“ gemeinsam mit Behördenschiffen stundenlang das Feuer. Gemeinsam grenzten sie somit die Gefahr ein.
Im Jahr 2024 absolvierten die Besatzungen der 60 Seenotrettungskreuzer und -boote insgesamt 1.774 Einsätze, im Vergleich zu 1.938 Einsätzen im Vorjahr, und leisteten Hilfe für insgesamt 2.967 Menschen, gegenüber 3.532 im Vorjahr.
Einsätze im Detail mit Vergleich zum Vorjahr:
- 79 (2023: 103) Menschen aus Seenot gerettet
- 403 (402) Menschen aus drohender Gefahr befreit
- 243 (304) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert
- 26 (40) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt
- 900 (986) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht
- 616 (607) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert
Die Einsatzstatistik verdeutlicht, dass die Kernaufgabe der DGzRS – das Retten von Menschen aus Seenot und Gefahr – auf dem Niveau des Vorjahres liegt, während die Technischen Hilfeleistungen sowie Krankentransporte leicht zurückgingen.
Starke Botschafter sichern Unterstützung
Die Band Santiano unterstützte die Seenotretter im vergangenen Jahr erneut mit bundesweiter Werbung auf ihren Konzerten und sammelte dabei über 50.000 Euro an Spenden. Mit ihrem kraftvollen Song „Retter in Not“ setzten sie den Seenotrettern zudem ein musikalisches Denkmal, und auch zukünftig ist ihre Unterstützung gesichert.
Ab 2025 wird der bekannte Schriftsteller Klaus-Peter Wolf als neuer ehrenamtlicher Botschafter die Seenotretter unterstützen. „Mir imponieren die Schiffe, vor allem aber die Seenotretter, die damit fahren. Für diese Menschen werde ich gerne Platz in meinen Büchern machen. Da rattert es schon in meinem Kopf“, verkündete der Autor begeistert. In seinem nächsten Roman plant er, den Seenotrettern eine zentrale Rolle zu geben und ihnen so zum 160. Geburtstag des DGzRS ein literarisches Denkmal zu setzen. Wolfs Bücher wurden über 15 Millionen Mal verkauft und sind in mehr als 26 Sprachen übersetzt worden; auch im Film- und Fernsehbereich ist er bekannt, mit über 60 verfilmten Drehbüchern für Formate wie „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“. Als nunmehr 26. ehrenamtlicher Botschafter reiht sich Wolf als zweiter Schriftsteller nach Frank Schätzing (2012) ein.
Neue Einheiten in der Rettungsflotte
Die Rettungseinheiten der DGzRS sind im Durchschnitt 30 Jahre lang auf Nord- und Ostsee im Einsatz. Dabei werden ältere Seenotrettungskreuzer und -boote kontinuierlich durch moderne Nachfolger ersetzt. „Zweckgebundene Erbschaften helfen uns dabei ebenso wie die beständige Spendenbereitschaft vieler einzelner Menschen“, erklärt DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.
Im vergangenen Jahr nahmen vier neue Seenotrettungsboote ihren Dienst auf. Die Station Schilksee wurde durch das 8,9 m lange Seenotrettungsboot „Jürgen Horst“ verstärkt, das Dank seiner hohen Geschwindigkeit die Einsatzmöglichkeiten auf der Kieler Förde und in der Kieler Bucht erweitert. Auf der Station Fehmarn wird künftig das Schwesterschiff „Helene“ mit Liegeplatz in Burgstaaken eingesetzt. Dieses Schiff wurde durch Erträge der Seenotretter-Stiftung finanziert, die von zahlreichen Unterstützern aus dem ganzen Land mitgetragen wird.
Auch die Stationen Zingst und Zinnowitz auf Usedom erhielten Verstärkung: Seit Herbst 2024 sind dort zwei weitere Einheiten der neuen 8,4-Meter-Klasse samt Spezialtrailer und Traktor stationiert. Diese mobile Technik ist besonders wichtig, da die Seenotretter in diesen Gebieten sowohl auf der Ostsee als auch im Usedomer Achterwasser bzw. den rückwärtigen Bodden operieren. Mit der Auslieferung der Neubauten SRB 87 und SRB 89 ist die Flotte dieser Klasse vollständig besetzt. Im Frühjahr 2025 sind die Schiffstaufen geplant.
Sammelschiffchen – Ein wichtiger Anker der Seenotretter
Das Jahr 2025 markiert gleich zwei bedeutende Jubiläen: Die Seenotretter feiern ihr 160-jähriges Bestehen seit der Gründung am 29. Mai 1865 in Kiel, und die Sammelschiffchen blicken auf eine 150-jährige Geschichte zurück. Seit ihrer Einführung im Jahr 1875 sind etwa 13.000 dieser ikonischen Sammelbehälter an zahlreichen öffentlichen Orten in ganz Deutschland zu finden. Unter dem Motto „Der Kleine hilft dem Großen“ spielen sie eine etablierte Rolle bei der Finanzierung der DGzRS und unterstützen die Organisation seit jeher tatkräftig.
Optisch sind die Sammelschiffchen ein nostalgischer Hingucker, da sie an die ersten Ruderrettungsboote der DGzRS erinnern. Natürlich hat sich die Technik in den vergangenen 160 Jahren erheblich weiterentwickelt. Was jedoch unverändert geblieben ist, ist das ehrenamtliche und freiwillige Engagement der Seenotretter: Sie sind bei jedem Wetter, rund um die Uhr im Einsatz und arbeiten unabhängig von staatlicher Finanzierung. Die Sammelschiffchen stehen mit großer Symbolkraft für diese Werte.
Auch im Jubiläumsjahr wird der Tag der Seenotretter einen direkten Einblick in ihre Arbeit bieten. Am 27. Juli 2025 präsentieren die Seenotretter ihre Technik, Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft. Im vergangenen Jahr zog der Aktionstag rund 40.000 Besuchende an.
Quelle
- Die Seenotretter – Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)
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