Brennendes Öl-Tankschiff: sieben Seeleute gerettet
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Ein Feuer an Bord eines Schiffs ist eine besondere Herausforderung. Als daher am 11. Oktober 2024 ein Brand an Bord des Öl-Tankschiffs Annika ausbrach, handelten die Rettungskräfte schnell. Die Besatzung des Seenotrettungsboots Wilma Sikorski der DGzRS rettete die sieben Seeleute von dem brennenden Schiff.
Am Morgen des 11. Oktober 2024 erhielt die Rettungsleitstelle See in Bremen die Meldung, dass vor Kühlungsborn (MV) in der Ostsee ein Brand an Bord des Schiffs Annika ausgebrochen war. Der Öl- und Chemikalientanker Annika (Länge 73 m, Breite 12 m, Flagge: Deutschland) geriet am Morgen des Freitags, 11. Oktober, nordöstlich von Kühlungsborn an der Mecklenburgischen Ostseeküste in Brand.
Alarmierung zum brennenden Tankschiff
Die Mannschaft setzte um kurz nach 9.00 Uhr über Funk eine Meldung an die Rettungsleitstelle See ab. Sie ist auch bekannt als das von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) betriebene Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC). Unverzüglich wurden von hier aus umfassende Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Das Havariekommando des Bundes übernahm später die Gesamtleitung für alle weiteren Maßnahmen des Einsatzes.
Zum Zeitpunkt der Alarmierung betrug die Wassertemperatur 10 °C. Es herrschten westliche Winde von bis zu 38 km/h (Windstärke 5 auf der Beaufort-Skala). Das havarierte Schiff lag in einem Abstand von etwa 4,5 km vor der Küste und der von ihm aufsteigende schwarze Rauch war weithin zu erkennen.
Gemeinsame Rettungsaktion
Zum Einsatz kam das Seenotrettungsboot Wilma Sikorski der DGzRS, der aktuell in Kühlungsborn stationiert ist. Auch der an der Station Warnemünde befindliche Seenotrettungskreuzer Arkona der DGzRS war an den Maßnahmen zur Brandbekämpfung beteiligt. Hinzu kamen das Mehrzweckschiff Arkona der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, das u. a. für Feuer- und Schadstoffunfallbekämpfung eingesetzt werden kann, sowie der Hochseebergungsschlepper Baltic, gechartert vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Alle beteiligten Schiffe bekämpften den Brand und kühlten die Außenhaut am Heck des Havaristen, wo das Feuer ausgebrochen war. Zeitgleich wurden weitere Fahrzeuge und mehrere Feuerwehr-Teams mit Hubschraubern vom Havariekommando auf den Weg gebracht.
Alle Besatzungsmitglieder gerettet
Um kurz nach 10.00 Uhr wurden alle sieben Mitglieder der Besatzung von der Besatzung der Wilma Sikorski vom brennenden Tanker gerettet, darunter einige mit leichten Verletzungen. Alle Personen wurden vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht, aus dem sie kurz darauf wieder entlassen werden konnten. Ihre weitere psychosoziale Versorgung übernahmen Fachkräfte der Deutschen Seemannsmission.
Brand erst am Nachmittag unter Kontrolle
Um 16.00 Uhr brannte der Tanker noch immer. Nachdem man Feuerwehreinsatzkräfte aus Rostock, Lübeck und Kiel für eine Einschätzung der Lage an Bord hinzugezogen hatte, entschied die Gesamteinsatzleitung, den Havaristen zu einem Liegeplatz in Rostock zu schleppen.
Gegen 1.00 Uhr nachts am 12. Oktober erfolgte dies durch Schlepper eines privaten Bergungsunternehmens. Zu diesem Zeitpunkt brannte das Schiff nicht mehr, der Brand war gegen 16.30 Uhr weitgehend unter Kontrolle gebracht worden. Die Feuerwehrleute begleiteten den Schleppverband als Brandwache an Bord. Nach dem Eintreffen in Rostock wurden die Kieler Einsatzkräfte aus dem Einsatz entlassen.
Weitere Maßnahmen im Rostocker Hafen
Die Einsatzkräfte aus Lübeck und Rostock untersuchten das Innere des Tankers und bestätigten, dass kein Feuer mehr brannte. Der Ortsverband Rostock des Technischen Hilfswerks (THW) unterstützte vor Ort u. a. durch Ausleuchten des Liegeplatzes. Eine Ölsperre wurde im Rostocker Hafen um den Tanker gelegt, um eine mögliche Kontaminierung des Wassers zu verhindern.
Während des Löscheinsatzes war nicht klar gewesen, wo genau der Brand ausgebrochen war. Die erste Einschätzung der Feuerwehrkräfte lautete, er sei vom Maschinenraum ausgegangen. Als mögliche Brandursache nannten sie im Nebenraum gelagerte Lacke und Farben. Die Ladung des Schiffes blieb unversehrt. Weitere Erkenntnisse müssen die polizeilichen Ermittlungen ergeben.
Insgesamt waren rund 120 Einsatzkräfte an der Rettungsaktion beteiligt. Am 12.10. gegen 4.00 Uhr morgens beendete das Havariekommando die Einsatzleitung. Die Verantwortung für die Annika ging damit an die Hafenbehörde in Rostock über.
DGzRS
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